8. Aktion – PC-Recording in der Praxis Wie verlaufen schöpferische Prozesse
bei der Arbeit mit MIDI- und Harddiscrecording? Welche technischen Mittel
werden eingesetzt? Wie wird das Umgehen mit der Technik erlernt? Welche
Probleme tauchen auf und wie werden sie gemeistert? Zu welchem künstlerischen
Output gelangen PC-Musiker? – Diesen Fragen, die die konkrete Arbeit mit
digitaler Musiktechnologie betreffen, ist das folgende Kapitel gewidmet. Grundlage
der Wissensermittlung ist dabei wiederum die Inhaltsanalyse der Interviews
und ergänzend hierzu die Protokolle zweier teilnehmender Beobachtungen von
Aufnahmesessions. Hinzugezogen werden aber auch Eindrücke von Musikstücken der
Interviewpartner, die teils während der Interviews, teils im Anschluss hieran präsentiert
wurden. Drei solcher Musikbeispiele, die mir in CD-Form zur Verfügung gestellt
wurden, sollen schließlich näher betrachtet werden. An ihnen lässt sich die
stilistische und qualitative Bandbreite der von den Probanden produzierten Musik
verdeutlichen.
Das Kapitel ist in fünf Abschnitte gegliedert. Zu Beginn werden grundlegende
Arbeitsprinzipien der PC-Musiker bei Komposition, Arrangement und Aufnahme eigener
Songs betrachtet (8.1). Dieser noch allgemein gehaltene Einblick wird dann im Hinblick
auf Besonderheiten der MIDI-Programmierung (8.2.) und der Audiobearbeitung (8.3)
vertieft. Es folgen Fragen zur Bewertung der genutzten Technik, zum betriebenen
Zeitaufwand und zur Produktivität (8.4). Ein letzter Teil analysiert die ausgewählten
Musikbeispiele (8.5).
8.1. Schicht um Schicht: Arbeitsprinzipien bei der Musikaufnahme mit dem
PC
Vergleicht man die Arbeitsstrategien der befragten Musiker bei der Aufnahme eigener
Songs, so zeigt sich eine nahezu durchgängige Übereinstimmung in der Hierarchie der
Aufnahmeschritte: Zu Beginn wird eine Rhythmusspur (meist als Drumtrack) erstellt,
die dann nach und nach um passende Harmonie- und Melodieschichten und weitere
Formabschnitte ergänzt wird: »Zuerst der Rhythmus, dann für die Harmonie was.
[. . . ] Und dann kann man als nächstes die Melodie dazu spielen« (Andreas
A.). Unterschiedlich ist das Ausmaß, in dem dieses Schichten der einzelnen
Arrangementbestandteile in den Kompositionsprozess einwirkt (bzw. selbst zum
kompositorischen Prinzip erhoben wird). Aus den Interviewäußerungen und
Beobachtungen lassen sich zwei Tendenzen ableiten, eine davon auf einem eher
experimentellen Erarbeiten von Songstrukturen und Arrangements basierend, die andere
mit einer deutlichen Gewichtung von vorab am Instrument oder mit der Gesangsstimme
entwickelten Ideen.
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