- 116 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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So wird aus dem »Keyboard-Paradigma« (Wilkinson 1997, 77.f) auch ein Keyboarder-Paradigma. Wer dieses Instrument nicht spielen kann, muss sich zumindest elementare Kenntnisse aneignen. Neben ausgebildeten Keyboardern sind in der Gruppe deshalb viele ›Zwangs-Keyboarder‹ zu finden, die z. T. erhebliche Schwierigkeiten mit diesem Instrument haben. Eine Auswahl an Statements:

Dass ich jetzt Keyboard spielen kann, das kann ich wirklich nicht behaupten. Ich kann mir etwas ungefähr vorher ausdenken, und dann mühsam lernen, die Tasten im richtigen Moment zu drücken (Bastian L.).

Das, was ich im Kopf habe, das ist ja überhaupt nicht übertragbar auf mein Klavierspiel. [...] Ich ›höre‹ das, was ich spielen müsste, aber ich kann es noch nicht spielen. [...] Es entstehen halt Fehler, weil ich noch zu schlecht spiele (Markus U.).

Ich habe das Problem, dass ich immer nur über so ein kleines Keyboard eingeben kann: Ich hab aber nie Klavier gelernt, von daher ist das dann nicht immer so professionell (Andreas A.).

Machbar ist diese Form der Eingabe für viele nur, weil durch Schneide- und Quantisierungstechniken die nachträgliche Korrektur von Spielfehlern und Ungenauigkeiten, aber auch ein step-by-step erfolgendes Einspielen möglich ist. Allein Robert D. macht sich die Wandelbarkeit von Gitarrensignalen und MIDI-Code zunutze:

Ich selbst experimentiere sehr viel. Ich bin Gitarrist und habe ganz früh angefangen, diese MIDI-Möglichkeiten zu nutzen. Ich hatte diesen Guitar-to-MIDI-Konverter von Ovation. Der war sehr schwierig zu spielen. Jetzt habe ich einen, der merkt sich sogar die Anschlagspositionen.

Zwar wird auch bei den Nicht-Keyboardern gelegentlich über andere externe Medien zur MIDI-Eingabe nachgedacht, die den eigenen Instrumentalfertigkeiten entgegen kommen. Dies scheitert aber oftmals an mangelnden finanziellen Möglichkeiten:

Was mir persönlich sehr am Herzen liegen würde, wäre, wenn man diese MIDI-Informationen von jedem Instrument aus eingeben könnte, so dass jeder, der ein Instrument gelernt hat, ein Werkzeug hat, mit dem er umgehen kann, das er dann auch mit dem Computer verbinden kann. Denn man hat ja immer noch das Problem: Der Computer macht immer noch nicht, was man will, sondern man macht, was der Computer will. Und in dem Moment, wo ich das Instrument beherrsche, beherrsche ich auch die Schnittstelle zum Computer. [...] Wenn ich das mit der Geige machen könnte, eine MIDI-Geige hätte – aber eine MIDI-Geige ist unbezahlbar –, dann könnte ich viel besser auch noch Übergänge reinzaubern oder Ähnliches (Andreas A.).

Das (von der Industrie vorgegebene) Keyboard-Paradigma drückt sich auch in der Verfügbarkeit erschwinglicher Alternativ-Controller aus. Lassen sich MIDI-fähige Keyboards schon für deutlich unter 100 Euro in jedem Kaufhaus finden, sind z. B. selbst kostengünstige Guitar-to-MIDI-Konverter nicht für unter 500 Euro zu haben.


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