Es gab ja schon so eine Anleitung, aber wie das mit Anleitungen so ist:
Teilweise sind die ja in Englisch. Und teilweise ist das so ein Buch, 700
Seiten lang. Und natürlich steht irgendwo das Richtige. Aber wann finde ich
das, wie finde ich das? Ich will ja etwas aufnehmen und nicht ein Studium
machen. Teilweise liest man es dann nach, teilweise macht man auch Fehler
(Markus U.).
Nicht selten führt das Überfordertsein durch das »Riesenpaket« zum freiwilligen
›Downgrading‹. Anstelle der aufwändigen Vollversion wird dann die Einsteigerfassung
desselbigen Programms gewählt oder auf andere, leichter handhabbare Software
zurückgegriffen. Oder man arrangiert sich damit, nur für die eigene Arbeit auch wirklich
relevante Teile der Software zu nutzen:
Das Cubase kenne ich vielleicht zu zwanzig, dreißig Prozent. Das andere
interessiert mich auch nicht (Thomas Q.).
Diskussion
»Es gibt ja auch eine negative Seite des Musikmachens mit dem
Computer: Man muss sich sehr viel mit der technischen Seite
beschäftigen.«
Pablo
T.
»Wenn man seine Geräte gut kennt, kann man auch recht viel
aus recht wenig Equipment rauskitzeln. Bestimmte Sachen braucht
man auf jeden Fall, aber man muss nicht die ausgefeilteste Technik
haben.«
Jan
W.
Das improvisatorische, experimentelle Herangehen, welches auch beim Fertigen neuer
Stücke festzustellen war, zeigt sich auch als grundlegende Handlungsweise bei der
Aneignung technischer Kompetenzen. Jedoch ist dies keine musikerspezifische
Lernstrategie im Umgang mit dem PC. Schon gegen Ende der 1980er Jahre stellte
Gaßner bei mehr als der Hälfte der Teilnehmer (nicht-musikbezogener) Computerkurse
die Neigung fest, »Probleme ohne Gesamtüberblick erst einmal mit einem beliebigen
Lösungsversuch in Angriff zu nehmen und sich auf die Möglichkeit späterer Optimierung
zu verlassen« (1989, 116). Seither stetig voran geschrittene Weiterentwicklungen bei der
Konzeption von Benutzerschnittstellen legen ein experimentelles Vorgehen bei der
Programmerkundung immer mehr nahe, so dass die von Gaßner beschriebene
Vorgehensweise in weit größerem Umfang genutzt werden dürfte. Generell ist moderne
Software auf ein intuitives Erkunden der Programmoptionen hin ausgelegt, kann meist
weniger wie ein beliebiges technisches Gerät (z. B. ein Videorecorder) durch Lesen und
Verstehen der Betriebsanleitung ›gelernt‹ werden als dass ein ›Eintauchen‹ in die
verschiedenen Programmebenen erforderlich ist (vgl. Büchner 1998, 173f; Zehnder
2003).
Der von Olk (2000, 121) diagnostizierte »Technikfetisch« bei PC-Musikern lässt sich
bezüglich der Kasseler Stichprobe nicht feststellen. In den meisten Fällen
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