- 138 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Es gab ja schon so eine Anleitung, aber wie das mit Anleitungen so ist: Teilweise sind die ja in Englisch. Und teilweise ist das so ein Buch, 700 Seiten lang. Und natürlich steht irgendwo das Richtige. Aber wann finde ich das, wie finde ich das? Ich will ja etwas aufnehmen und nicht ein Studium machen. Teilweise liest man es dann nach, teilweise macht man auch Fehler (Markus U.).

Nicht selten führt das Überfordertsein durch das »Riesenpaket« zum freiwilligen ›Downgrading‹. Anstelle der aufwändigen Vollversion wird dann die Einsteigerfassung desselbigen Programms gewählt oder auf andere, leichter handhabbare Software zurückgegriffen. Oder man arrangiert sich damit, nur für die eigene Arbeit auch wirklich relevante Teile der Software zu nutzen:

Das Cubase kenne ich vielleicht zu zwanzig, dreißig Prozent. Das andere interessiert mich auch nicht (Thomas Q.).

Diskussion

»Es gibt ja auch eine negative Seite des Musikmachens mit dem Computer: Man muss sich sehr viel mit der technischen Seite beschäftigen.«
      Pablo T.

»Wenn man seine Geräte gut kennt, kann man auch recht viel aus recht wenig Equipment rauskitzeln. Bestimmte Sachen braucht man auf jeden Fall, aber man muss nicht die ausgefeilteste Technik haben.«
      Jan W.

Das improvisatorische, experimentelle Herangehen, welches auch beim Fertigen neuer Stücke festzustellen war, zeigt sich auch als grundlegende Handlungsweise bei der Aneignung technischer Kompetenzen. Jedoch ist dies keine musikerspezifische Lernstrategie im Umgang mit dem PC. Schon gegen Ende der 1980er Jahre stellte Gaßner bei mehr als der Hälfte der Teilnehmer (nicht-musikbezogener) Computerkurse die Neigung fest, »Probleme ohne Gesamtüberblick erst einmal mit einem beliebigen Lösungsversuch in Angriff zu nehmen und sich auf die Möglichkeit späterer Optimierung zu verlassen« (1989, 116). Seither stetig voran geschrittene Weiterentwicklungen bei der Konzeption von Benutzerschnittstellen legen ein experimentelles Vorgehen bei der Programmerkundung immer mehr nahe, so dass die von Gaßner beschriebene Vorgehensweise in weit größerem Umfang genutzt werden dürfte. Generell ist moderne Software auf ein intuitives Erkunden der Programmoptionen hin ausgelegt, kann meist weniger wie ein beliebiges technisches Gerät (z. B. ein Videorecorder) durch Lesen und Verstehen der Betriebsanleitung ›gelernt‹ werden als dass ein ›Eintauchen‹ in die verschiedenen Programmebenen erforderlich ist (vgl. Büchner 1998, 173f; Zehnder 2003).

Der von Olk (2000, 121) diagnostizierte »Technikfetisch« bei PC-Musikern lässt sich bezüglich der Kasseler Stichprobe nicht feststellen. In den meisten Fällen


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