- 160 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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oder zum Mitwirken in einer Band dar. (Wie hoch der Anteil der Wenigmotivierten oder der Abbrecher unter den Besitzern von Recording-Software tatsächlich ist, darüber kann diese Studie keinen Aufschluss geben, wurde die herangezogene Stichprobe doch vorrangig unter dem Gesichtspunkt zusammengestellt, Einblick gerade in das Wirken von über einen längeren Zeitraum mit dem PC arbeitenden Musikern zu geben.)

Die Suche nach Variablen für eine erfolgreiche Einbindung des PC-Recordings in musikalische Werdegänge muss demnach immer auch an individuellen Erwartungen gemessen werden. Was manchem als Mehrwert erscheint – z. B. dass es ihn zur autarken One-Man-Band macht und er unabhängig von Mitspielern agieren kann – kann sich für andere langfristig als Nachteil erweisen. Als eine in vielen Fällen die dauerhafte Beschäftigung begünstigende Variable zeigt sich die Zielsetzung, am PC produzierte Musik in der Öffentlichkeit zu produzieren. Auch die PC-Nutzung im Zusammenhang mit einer Band oder vergleichbaren Projekten fördert eine längerfristige Einbindung. Wechselwirkungen zwischen Instrumentalspiel und Recording-Praxis werden ebenfalls als motivierend erlebt. Vorteilhaft scheint es darüberhinaus, wenn vorab schon eine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Technik und mit den hiermit verbundenen Produktionsformen besteht. Der »Quantensprung« durch Technik wird nur dann zum dauerhaften Motivationsfaktor, wenn es gelingt, eine funktionsfähige Konfiguration zusammenzustellen und diese künstlerisch sinnvoll einzusetzen. (Das Beispiel Robert D. zeigt jedoch, dass auch dies keine Garantie ist.)

Mit der Frage nach der langfristigen Integration des Arbeitens mit dem PC in musikalische Werdegänge sind zugleich die Grenzen des für diese Studie gewählten, auf die Eruierung explorativer Fragestellungen hin ausgerichteten Forschungsansatzes erreicht. Die hier angestellten Folgerungen basieren auf Äußerungen, welche die Interviewpartner rückblickend auf die Zeit ihrer Beschäftigung mit digitaler Technologie gemacht haben. Genauer zu klären, wie sich der Umgang mit dem PC langfristig auf musikalische Entwicklungsprozesse von Musikamateuren auswirkt, erfordert ein anders gelagertes Forschungsdesign und bleibt späteren (Langzeit-)Untersuchungen vorbehalten. Hierbei wäre auch zu prüfen, wie sich ein Musikmachen, bei dem Musiker zunehmend »darauf reduziert [werden], mit einem Finger auf eine Maus zu klicken« (Eno in: Geisenhanslüke 1998, 70), auf musikalische Lernprozesse auswirkt, die doch – zumindest auch – im Körperlichen begründet sind (Berger 1997; Gruhn 1998).


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