Ich habe mir vor einigen Monaten ein Saxophon gekauft! Und wollte
eigentlich anfangen, das zu lernen, das war immer mein Traum.
Der Weg zurück zur befriedigenden Arbeit mit dem PC scheint hingegen verschlossen:
Ich denke manchmal: Das muss doch gehen. Und setze mich dran. Und nach
ein paar Stunden merke ich: Das macht einen nicht glücklich!
Aus unterschiedlichen Gründen bietet der PC für die hier zitierten Musiker keine
dauerhafte musikalische Aktionsform. Bei Alexander F. und Felix E. spiegelt sich deren
grundsätzlich nicht sonderlich stark ausgeprägte Motivation und Ausdauer
zum Musikmachen auch im Umgang mit dem PC wider. Eines wird deutlich:
Mangelndes Durchhaltevermögen oder musikalische Konzeptionslosigkeit können
auch durch den Umstieg auf die digitalen Medien nicht dauerhaft kompensiert
werden.
Anders verhält es sich bei Robert D. Er ist durchaus motiviert, war lange Zeit in einer
Band aktiv. Musik und Musikmachen spielen eine zentrale Rolle in seinem Leben.
Zeitweilig spielte er mit dem Gedanken an Professionalisierung (den Weg in ein
bürgerliches Berufsleben interpretiert er als ein Sichverkaufen auf ein »Sklavenschiff«).
Der Wechsel, weg vom Spielen in der Band hin zum solistischen Arbeiten mit
Recording-Programmen, wurde von Beginn an mit Vehemenz betrieben, auch
weil er eine neue Organisationsform ermöglichte, die Roberts Wunsch nach
Autarkie entsprach. Auf Dauer erwies sich dieser Weg jedoch als »Sackgasse«.
Zwar kann Robert seine Ideen nun konsequent umsetzen. Zunehmend erlebt er
dieses Arbeiten aber als »selbstbefruchtet« und vermisst die Zusammenarbeit
mit anderen Musikern. Mehr noch vermisst er den »Kontakt zum Publikum«.
(Welch bedeutende Rolle diese erwünschte Publikumsresonanz spielt, zeigt
sich in der Art, wie Roberts Stücke entstehen. Neue Songs komponiert und
arrangiert er erst einmal »im Kopf«, lange bevor er sie aufnimmt. Hierbei kann es
vorkommen, dass ein imaginäres Publikum mit einbezogen wird: »Ich habe im Kopf
manchmal schon auf der Bühne gestanden und die Sachen gespielt, habe den
Publikumskontakt, dieses Feedback gehabt, bevor ich überhaupt die erste Note
eingespielt habe.«)
Im Grad der Bedeutung, den er (mittlerweile wieder) der Zusammenarbeit mit
anderen Musikern und dem Live-Spiel zumisst, erinnert Robert D. an die in
der zweiten Gruppe beschriebenen Musiker. Seine nach langer, mitunter auch
intensiver Beschäftigung mit den digitalen Medien gewonnene Einsicht ist, dass sich
Publikumsresonanz und das Zusammenspiel mit anderen Musikern virtuell nicht ersetzen
lassen. Sein Beispiel zeigt, dass die Arbeit mit digitalem Recording-Equipment nicht
notwendigerweise dauerhaft befriedigend sein muss, auch wenn sie über einen längeren
Zeitraum erfolgreich verlaufen ist.
9.4. Resümee
Nicht notwendigerweise erweist sich das Arbeiten mit dem PC also als Erfolgsmodell.
Weder kann es mangelndes Engagement oder mangelnde Kreativität dauerhaft ersetzen
noch stellt es für jeden Musiker eine Alternative zum Instrumentalspiel
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