- 159 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Ich habe mir vor einigen Monaten ein Saxophon gekauft! Und wollte eigentlich anfangen, das zu lernen, das war immer mein Traum.

Der Weg zurück zur befriedigenden Arbeit mit dem PC scheint hingegen verschlossen:

Ich denke manchmal: Das muss doch gehen. Und setze mich dran. Und nach ein paar Stunden merke ich: Das macht einen nicht glücklich!

Aus unterschiedlichen Gründen bietet der PC für die hier zitierten Musiker keine dauerhafte musikalische Aktionsform. Bei Alexander F. und Felix E. spiegelt sich deren grundsätzlich nicht sonderlich stark ausgeprägte Motivation und Ausdauer zum Musikmachen auch im Umgang mit dem PC wider. Eines wird deutlich: Mangelndes Durchhaltevermögen oder musikalische Konzeptionslosigkeit können auch durch den Umstieg auf die digitalen Medien nicht dauerhaft kompensiert werden.

Anders verhält es sich bei Robert D. Er ist durchaus motiviert, war lange Zeit in einer Band aktiv. Musik und Musikmachen spielen eine zentrale Rolle in seinem Leben. Zeitweilig spielte er mit dem Gedanken an Professionalisierung (den Weg in ein bürgerliches Berufsleben interpretiert er als ein Sichverkaufen auf ein »Sklavenschiff«). Der Wechsel, weg vom Spielen in der Band hin zum solistischen Arbeiten mit Recording-Programmen, wurde von Beginn an mit Vehemenz betrieben, auch weil er eine neue Organisationsform ermöglichte, die Roberts Wunsch nach Autarkie entsprach. Auf Dauer erwies sich dieser Weg jedoch als »Sackgasse«. Zwar kann Robert seine Ideen nun konsequent umsetzen. Zunehmend erlebt er dieses Arbeiten aber als »selbstbefruchtet« und vermisst die Zusammenarbeit mit anderen Musikern. Mehr noch vermisst er den »Kontakt zum Publikum«. (Welch bedeutende Rolle diese erwünschte Publikumsresonanz spielt, zeigt sich in der Art, wie Roberts Stücke entstehen. Neue Songs komponiert und arrangiert er erst einmal »im Kopf«, lange bevor er sie aufnimmt. Hierbei kann es vorkommen, dass ein imaginäres Publikum mit einbezogen wird: »Ich habe im Kopf manchmal schon auf der Bühne gestanden und die Sachen gespielt, habe den Publikumskontakt, dieses Feedback gehabt, bevor ich überhaupt die erste Note eingespielt habe.«)

Im Grad der Bedeutung, den er (mittlerweile wieder) der Zusammenarbeit mit anderen Musikern und dem Live-Spiel zumisst, erinnert Robert D. an die in der zweiten Gruppe beschriebenen Musiker. Seine nach langer, mitunter auch intensiver Beschäftigung mit den digitalen Medien gewonnene Einsicht ist, dass sich Publikumsresonanz und das Zusammenspiel mit anderen Musikern virtuell nicht ersetzen lassen. Sein Beispiel zeigt, dass die Arbeit mit digitalem Recording-Equipment nicht notwendigerweise dauerhaft befriedigend sein muss, auch wenn sie über einen längeren Zeitraum erfolgreich verlaufen ist.

9.4.  Resümee

Nicht notwendigerweise erweist sich das Arbeiten mit dem PC also als Erfolgsmodell. Weder kann es mangelndes Engagement oder mangelnde Kreativität dauerhaft ersetzen noch stellt es für jeden Musiker eine Alternative zum Instrumentalspiel


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