Sound wurde im Studio
konstruiert, ein bestimmter Sound oftmals zum Markenzeichen einer Band oder eines
Produzenten. So schuf Phil Spector bei den von ihm produzierten Platten einen
Wall of Sound, für den er »mehrfach überspielte Percussion-Sätze, schwere
Drum-Schläge, Multi-Playback-Violinpassagen, Bläser-Gruppen, Piano-Blöcke,
fette Baßbrocken [. . . und] zu Chören aufgeschichtete [. . . ] Sängerstimmen«
(Graves et. al. 1998, 866) übereinander legte. Demhingegen zeichnete sich der
Surf-Sound der früheren Beach-Boys-Aufnahmen durch eine scheinbare Einfachheit
des Arrangements aus, die Assoziationen an die von den Songs suggerierte
Leichtigkeit des Westcoast-Strandlebens auslösen sollte. Typisches Merkmal des
Psychedelic Sounds von Pink Floyd war die Verwendung von elektronisch erzeugten
Klängen und klangverfremdenden Effekten, welche die Musik mitunter wie die
Illustration eines Drogentrips erscheinen ließen. Die Pop- und Rockhistorie ist voll
weiterer Soundstile, die, im Nachhinein betrachtet, häufig Aufschluss über das
zur jeweiligen Zeit technisch Machbare und über die jeweiligen Soundmoden
geben. Der Sound vieler Bands oder Einzelinterpreten änderte sich demgemäß im
Laufe der Zeit. So lassen sich bei den Aufnahmen der Rolling Stones, auch
wenn diese immer nach den Stones klingen, stets Soundanleihen an jeweils
aktuelle Strömungen erkennen: von den adaptierten Psychedelic-Klängen der
ausgehenden 1960er Jahre auf Their Satanic Majesties Request (1967) bis hin zu
den an Elemente des Disco-Sounds angelehnten Einspielungen wie Miss You
(1978 – ebenfalls erschienen als zeitgemäße Maxi-Abmischung) und Emotional
Rescue (1980). Neueren Aufnahmen wie Voodoo Lounge (1994) und Bridges to
Babylon (1997) merkt man durchaus ihr Entstehen im Zeitalter der Digitaltechnik
an.
Die Aufnahme als akustische Hyper-RealitätNur selten geben Rock/Pop-Aufnahmen eine tatsächlich zum Zeitpunkt der Einspielung als Einheit erklingende musikalische Darbietung wieder.7
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