- 17 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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1.1.3.  Auswirkungen des Einsatzes der Mehrspurtechnik für die Rock- und Popmusik

Die durch das Multitrack-Verfahren gegebenen Produktionsbedingungen veränderten das Entstehen, die Ästhetik und die Rezeption von Musik – mit Rückwirkungen auf die Darbietung im Konzert (Blaukopf 1994). Prinzipiell gilt dies für alle Musikrichtungen, die vom Medium Schallplatte Gebrauch machten. Neben der schon von Beginn an mit den Möglichkeiten der technischen Klangbearbeitung arbeitenden Elektronischen Avantgarde betrifft dies aber insbesondere die Populäre Musik: Rock und Pop sind ohne die Möglichkeiten des Mehrspurstudios nicht denkbar (Gracyk 1996). Der folgende Abschnitt beschreibt einzelne Aspekte der Beeinflussung von Musik und Musikpraxis durch die elektronischen Aufnahmemedien.

›Sound‹ als Primärfaktor

Mit der Vielfalt der Aufnahme- und Nachbearbeitungsverfahren stieg die Bedeutung der akustischen Aufbereitung der eingespielten Musik. Klang und Klangfarbe, vormals meist als »Sekundärfaktor der Musik« (Rötter 1989, 129) betrachtet, rückten zusehends in den Vordergrund. Zum primären Parameter von Rock/Pop-Aufnahmen wurde deren Sound, wobei der Begriff aber über den rein klangfarbenbezogenen Bereich hinaus geht. Der Sound einer Aufnahme entsteht neben der Anwendung spezieller Aufnahmetechniken und technischer Manipulationen auch durch den spezifischen Umgang mit ›klassischen‹ Parametern wie Melodie, Harmonie und Rhythmus (vgl. Théberge 1989; Gracyk 1996; Schwarz 2000; Schneider 2002):

Sound ist nicht der Klang der Stimme, der Instrumente, sondern diese mit adäquater Sing- und Spielweise genutzt, mit spezifischen Effekten versehen, im Studio als Instrument verarbeitet und selbstverständlich durch das musikalische Gefüge und Arrangement bestimmt (Jauk 2002, 142).

Wie Brian Eno feststellt, wird der Sound einer Aufnahme zum Erkennungsmerkmal:

One of the interesting things about pop music is that you can quite often identify a record from a fifth of a second of it. You hear the briefest snatch of sound and know, ›Oh, thats »Good Vibrations«, or whatever.‹ A fact of almost any successful pop record is that its sound is more of a characteristic than its melody or its chord structure or anything else. The sound is the thing that you recognize (Eno 1986; zit. n. Théberge 1989, 99).

Sound als Merkmal der stets an die Lautsprecherübertragung gebundenen Rock- und Popmusik war schon bei Aufnahmen der Vor-Mehrspurära und im Live-Kontext von Bedeutung gewesen: immer wenn Verstärkungstechnik – meist in Verbindung mit speziellen Spieltechniken oder auch mit gewollten Fehlbedienungen (Wilson 1997) des Instrumentariums – gezielt zur Entstehung eines bestimmten Klangbildes eingesetzt wurden (vgl. Waksman 1999, 14ff/113ff). Mit den Möglichkeiten des Mehrspurstudios zur Klangmanipulation und der Verfügbarkeit spezieller Aufnahmetechniken wurde die Soundgestaltung erweitert und perfektioniert.


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