Einführung
Relevanz des Themas
Noch vor gut zehn Jahren war die Verbindung von PC-Nutzung und musikalischer
Tätigkeit bloßes Nischenphänomen. So zeigt eine 1991/92 mit Dortmunder
Rock/Popmusikern durchgeführte Studie einen Anteil von PC-Musikern, der deutlich
unter einem Prozent liegt (Niketta/Volke 1994). Die seither markant gestiegene
Bedeutung des Themas ›Musikmachen mit dem Computer‹ lässt sich an den
Verkaufszahlen für Programme, Hardware und Peripherieartikel ablesen. Die Hamburger
Softwareschmiede Steinberg, einer der beiden führenden deutschen Entwickler
und Produzent des Recordingprogramms Cubase, meldete für die Jahre 1999
und 2000 einen weltweiten Umsatz von 13 Mio. bzw. 22 Mio. Euro, mit der
Erwartung, diesen in den Folgejahren noch zu übertreffen. Konkurrent Emagic,
ebenfalls im Hamburger Raum ansässig, bezifferte die Anzahl der weltweit erteilten
Lizenzen für die diversen Versionen des MIDI/Audio-Sequenzers Logic mit über
200 000.1
Auch in der steigenden Anzahl von Publikationen, die versprechen, eine Orientierung im
Dschungel ständig neuer Softwareversionen und Technikfeatures zu geben, spiegelt sich
die Verbreitung des digitalen Musikinstrumentariums wider (z. B. Zielinsky 2000;
Conrad 2001; Hain 2001; Alker 2002; Bastian 2003; Bellingham 2003). So verwundert es
kaum, dass auch die beiden führenden Fachzeitschriften für Tasteninstrumentalisten,
Keyboards und Keys, mit den Untertiteln Recording & Computer bzw. Magazin für
Musik und Computer daherkommen. Seit 1999 kann sich ein erstes deutschsprachiges
Magazin mit dem Titel PC & Musik auf dem Markt behaupten, das sich allein der
Arbeit mit dem Computer widmet.
Das Prinzip des Tonstudios im PC ist einfach, wenngleich erst mit dem
Leistungspotenzial neuerer Computer- und Softwaretypen realisierbar: Aufwändiges
Equipment zur Aufzeichnung, Synthese und Bearbeitung von Klang wird durch virtuelle,
d. h. allein auf Software-Basis existierende, Applikationen ersetzt. Auch für Amateure
scheint es nun möglich, mit maßgeblichen, lange Zeit nur entsprechend finanzstarken
Professionals zugänglichen Studiotechnologien zu arbeiten. Steinberg wirbt dann auch
damit, dass Cubase eben nicht nur von »ambitionierten Hobbymusikern« genutzt wird,
sondern ebenso bei »professionelle[n] Musikkomponisten bis zum ›Who ist Who‹
weltbekannter Popstars [. . . wie] Phil Collins, Kraftwerk, Pink Floyd [. . . und] Stevie
Wonder« zum Einsatz kommt. Emagic hingegen kann Peter Gabriel, John McLaughlin,
Musiker aus dem Umfeld von David Bowie, die Berliner 2Raumwohnung, Pur und den
Filmmusikkomponisten Mark Isham als Logic-Nutzer
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