2. Von analog zu digital Der Nutzung des PCs zum Musikmachen liegt die
Digitalisierung dreier musiktechnologischer Verfahren zugrunde: der Klangsteuerung, der
Klangaufzeichnung und der Klangsynthese:
- Bei der Digitalisierung der Klangsteuerung (d. h. der Steuerung
klangerzeugender Geräte) werden Regelungsvorgänge von Synthesizern und
Samplern per Datencode beeinflusst. Meist geschieht dies auf der Basis des
1983 etablierten, herstellerübergreifenden MIDI-Standards. MIDI definiert
ein System von Steuerdaten zur Beeinflussung von Parametern wie Tonhöhe,
Tondauer, Dynamikverlauf und Klangmodulation sowie zur Ausführung von
Programmwechseln und der Synchronisation mehrerer Geräte: Synthesizer,
Sampler, Sequenzer etc.
- Bei der Digitalisierung der Klangaufzeichnung wird die zeit- und
wertekontinuierliche physikalische Größe Schalldruck in eine zeit- und
wertediskrete Folge von binärem Zahlencode umgewandelt bzw. in einem
umgekehrten Vorgang wieder hörbar gemacht. Digitale Speicherformate
wie der Compact-Disc-Standard bilden die Grundlage der heute gängigen
Verfahren zur Produktion, Distribution und Konsumption von Musik.
- Wie die digitale Klangaufzeichnung basiert auch die digitale Klangsynthese
auf der binären Codierbarkeit von Schallereignissen. Klang wird dabei
durch Rechenoperationen erzeugt, sei es auf der Grundlage gesampleter
Instrumentenklänge, der Simulation analoger Syntheseverfahren oder des
›freien‹ Entwerfens von Klangstrukturen und -verläufen.
Erst der Wandel von analog zu digital machte die Integration der beschriebenen
Verfahren zu komplexen Virtual-Studio-Applikationen und ihre Verfügbarkeit
auf breiter Ebene realisierbar. Mit der Entwicklung auf MIDI basierender
Software-Sequenzer wurde der erste Schritt zur Verbindung von musikalischer
Praxis und Computernutzung in einer auch für Musikamateure finanzierbaren
und handhabbaren Form gegangen. Die durch MIDI möglichen Eingabe- und
Editierpraktiken brachten neue Zugangsmöglichkeiten zum Musikmachen und
damit auch eine Neubewertung des Stellenwerts spielerischer Fertigkeiten mit
sich. Gleichzeitig stieg die Bedeutung bisher musikfremder, technikbezogener
Kompetenzen und die Abhängigkeit der Musiker von immer neuen technologischen
Entwicklungen (Théberge 1997). Mit dem Aufkommen leistungsstärkerer Rechner
wurde auch die Aufnahme akustischer Signale auf dem heimischen PC möglich.
Harddiscrecording, bei dem die Computerfestplatte als Speichermedium für meist im
Mehrspurverfahren aufgenommene Audiosignale dient, trat zusehends an die Stelle
analoger Aufnahmeverfahren. Dabei wurde das Leistungsspektrum der tonbandgestützen
Geräte
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