3.4. Resümee
Durch die Integration von Technologien zur Klangaufzeichnung, Klangsteuerung und
Klangerzeugung wird die »universelle Maschine« (Burkhard 1990) Personal-Computer
zum multifunktionalen Musikmedium. Nahezu der gesamte Ablauf der Produktion und
Distribution von Musik kann abgedeckt werden: von der Komposition hin zur Aufnahme
und Klangbearbeitung bis zum Brennen von CDs, der Coverherstellung oder Verbreitung
der selbst erstellten Musik via Internet.
Mit der Verfügbarkeit all dieser Funktionen ist ein Grad der Mediatisierung des
Musikmachens erreicht, der seinesgleichen sucht. Nie zuvor waren Musiker in solchem
Ausmaß abhängig von technischen Mitteln und Gerätschaften. Im Gegensatz
zu seinen traditionellen Gegenstücken wird das Musikinstrument Computer
ständig erneuert, verändert oder erweitert. Zu den angebotenen Artikeln gehören
Instrumente, Aufnahmetechnik und Software, aber auch Sounds oder vorgefertigte
Instrumental-Patterns.
Anders als traditionelle Musikinstrumente sind diese Produkte jedoch keine auf
längerfristigen Gebrauch angelegten Werte, sondern werden im Entwicklungstempo der
Computerindustrie überholt. Deren Maxime überträgt sich auf das Musikgeschäft:
»[W]as da ist, soll auch genutzt werden, was technologisch herstellbar ist, kommt bald
auf den Markt« (Schneider 1991, 289). Will man up to date bleiben erfordert dies eine
stetige Aktualisierung mit entsprechenden Anforderungen an die Finanzkraft und einen
erhöhten Zeitbedarf zur Einarbeitung in die jeweiligen Anwendungen. Die zumindest
ansatzweise Partizipation an professioneller Technik lässt sich nur durch stetige
Neuanschaffungen realisieren, wobei der ›technological gap‹ zwischen Profis und
Amateuren dennoch kaum zu schließen sein wird.
Gleichzeitig bringen die »veränderten Medienbedingungen« (Schläbitz 1997, 169) des
Musizierens mit Computerhilfe ein verändertes Tätigkeits- und Anforderungsprofil des
mit dieser Technologie arbeitenden Musikers mit sich, welches sich zum Teil
erheblich von dem herkömmlicher Musikpraktiken unterscheidet. Bezeichnend
für heutige Musiksoftware ist die Vielfältigkeit ihrer Erscheinungsformen und
Einsatzmöglichkeiten.
Der mit dem Computer arbeitende Musiker kann in Erscheinung treten als
»Komponist, Instrumentenbauer, Arrangeur, Studiotechniker, sein eigener Dirigent,
Interpret, Notensetzer und Verleger« (Harenberg 1996, 24). Nicht immer sind spielerische
Fertigkeiten hierbei noch von Bedeutung. So lassen sich Spielfehler problemlos mit Hilfe
der Undo-Funktion der meisten Programme korrigieren: »Computers are uncommonly
forgiving« (Godlovitch 1998, 101). Mangelnde Spieltechnik kann durch geschickten
Einsatz verschiedener Eingabe- und Schneidetechniken oder gar der Verwendung
vorproduzierter Bausteine kompensiert werden. Nicht spielerisches Können sondern
vielmehr Kenntnisse im Umgang mit dem Bildschirmmedium Computer sind hierbei
unabdingbar. Oftmals, so lässt zumindest die Programmstruktur der einfacher
gehaltenen Softwarevarianten vermuten, wird der Weg des geringsten Widerstands, die
vielen Computeranwendungen gemeinsame Lösungsvariante (vgl. van Dijk 1993), wohl
auch von vielen PC-Musikern beschritten. Manch einer mag »ungemein schnell der
Versuchung erliegen, den kreativen Akt des Komponierens zu ersetzen durch das bloße
Aneinanderkopieren von einzelnen Song-
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