- 55 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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3.4.  Resümee

Durch die Integration von Technologien zur Klangaufzeichnung, Klangsteuerung und Klangerzeugung wird die »universelle Maschine« (Burkhard 1990) Personal-Computer zum multifunktionalen Musikmedium. Nahezu der gesamte Ablauf der Produktion und Distribution von Musik kann abgedeckt werden: von der Komposition hin zur Aufnahme und Klangbearbeitung bis zum Brennen von CDs, der Coverherstellung oder Verbreitung der selbst erstellten Musik via Internet.

Mit der Verfügbarkeit all dieser Funktionen ist ein Grad der Mediatisierung des Musikmachens erreicht, der seinesgleichen sucht. Nie zuvor waren Musiker in solchem Ausmaß abhängig von technischen Mitteln und Gerätschaften. Im Gegensatz zu seinen traditionellen Gegenstücken wird das Musikinstrument Computer ständig erneuert, verändert oder erweitert. Zu den angebotenen Artikeln gehören Instrumente, Aufnahmetechnik und Software, aber auch Sounds oder vorgefertigte Instrumental-Patterns.

Anders als traditionelle Musikinstrumente sind diese Produkte jedoch keine auf längerfristigen Gebrauch angelegten Werte, sondern werden im Entwicklungstempo der Computerindustrie überholt. Deren Maxime überträgt sich auf das Musikgeschäft: »[W]as da ist, soll auch genutzt werden, was technologisch herstellbar ist, kommt bald auf den Markt« (Schneider 1991, 289). Will man up to date bleiben erfordert dies eine stetige Aktualisierung mit entsprechenden Anforderungen an die Finanzkraft und einen erhöhten Zeitbedarf zur Einarbeitung in die jeweiligen Anwendungen. Die zumindest ansatzweise Partizipation an professioneller Technik lässt sich nur durch stetige Neuanschaffungen realisieren, wobei der ›technological gap‹ zwischen Profis und Amateuren dennoch kaum zu schließen sein wird.

Gleichzeitig bringen die »veränderten Medienbedingungen« (Schläbitz 1997, 169) des Musizierens mit Computerhilfe ein verändertes Tätigkeits- und Anforderungsprofil des mit dieser Technologie arbeitenden Musikers mit sich, welches sich zum Teil erheblich von dem herkömmlicher Musikpraktiken unterscheidet. Bezeichnend für heutige Musiksoftware ist die Vielfältigkeit ihrer Erscheinungsformen und Einsatzmöglichkeiten.

Der mit dem Computer arbeitende Musiker kann in Erscheinung treten als »Komponist, Instrumentenbauer, Arrangeur, Studiotechniker, sein eigener Dirigent, Interpret, Notensetzer und Verleger« (Harenberg 1996, 24). Nicht immer sind spielerische Fertigkeiten hierbei noch von Bedeutung. So lassen sich Spielfehler problemlos mit Hilfe der Undo-Funktion der meisten Programme korrigieren: »Computers are uncommonly forgiving« (Godlovitch 1998, 101). Mangelnde Spieltechnik kann durch geschickten Einsatz verschiedener Eingabe- und Schneidetechniken oder gar der Verwendung vorproduzierter Bausteine kompensiert werden. Nicht spielerisches Können sondern vielmehr Kenntnisse im Umgang mit dem Bildschirmmedium Computer sind hierbei unabdingbar. Oftmals, so lässt zumindest die Programmstruktur der einfacher gehaltenen Softwarevarianten vermuten, wird der Weg des geringsten Widerstands, die vielen Computeranwendungen gemeinsame Lösungsvariante (vgl. van Dijk 1993), wohl auch von vielen PC-Musikern beschritten. Manch einer mag »ungemein schnell der Versuchung erliegen, den kreativen Akt des Komponierens zu ersetzen durch das bloße Aneinanderkopieren von einzelnen Song-


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