- 58 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Das Beispiel der Fehlbedienungen zeigt, dass Musiker nicht notwendigerweise, wie von Schläbitz (1997) überspitzt formuliert, zum bloßen »Erfüllungsgehilfen« der jeweils genutzten Technologie verkümmern müssen, sondern dass sie durch ihr Handeln aktiv an deren Konzeption beteiligt sind. Diese aktivere Rolle des Musikers betont auch Théberge: Musikinstrumente, wie auch das PC-gestützte Instrumentarium, sind demnach »not completed at the stage of design and manufacture, but, rather, they are ›made-over‹ by musicians in the process of making music« (Théberge 1997, 160). Musiktechnologien stellen die materielle und klangliche Infrastruktur bereit, aber: »They may, in part, determine what sounds are played, but they have much less influence on how they are played« (ebd., 166; Hervorhebung im Original). Diesem Wie, also dem konkreten Umgang mit computerbasierten Recording-Systemen, gilt – bezogen auf den Amateurbereich – das weitere Interesse dieser Arbeit. Grundlage sind Interviews, die mit PC-Musikern geführt wurden. Dabei wird jedoch der Blickwinkel über das bloße Wie hinaus gehend erweitert und der Kontext der Beschäftigung mit dem PC-gestützten Equipment mit in die Betrachtung einbezogen. Im Rahmen der drei Fragenkomplexe Intention, Aktion und Integration wird gefragt:
  • nach den Beweggründen von Musikamateuren für die Einbeziehung des PCs in ihr musikalisches Schaffen und nach dem Rahmen, in dem dies stattfindet
  • nach der Struktur von Arbeitsprozessen, nach Wechselwirkungen von Technikeinsatz und künstlerischer Arbeit sowie nach dem künstlerischen Output
  • nach dem Stellenwert des Aufnehmens mit dem PC im musikalischen Schaffen von Amateurmusikern und nach Faktoren, welche die erfolgreiche oder auch nicht erfolgreiche Einbindung in ihre musikalische Praxis bedingen

Intention Die Nutzung digitaler Komponenten ist mittlerweile in vielen Bereichen musikalischer Produktion und Darbietung allgegenwärtig. Der Umgang mit Computertechnologie gehört für viele Musiker zum Alltag – zumindest im Bereich populärer Spielarten: Verstärker- oder Effekteinstellungen werden programmiert und gespeichert, Sounds über Displays eingestellt und wieder abgerufen, Background-Grooves in Sequenzer oder Drum-Machines eingegeben. Alle diese hier aufgeführten Geräte sind »kleine Computer mit einer Spezialaufgabe« (Lengeling 1985). Dennoch ist die eigentliche Integration des PCs in ihr musikalisches Schaffen auch für viele der mit Synthesizern und anderem digitalen Instrumentarium vertrauten Musiker keineswegs selbstverständlich. Vielen erscheint die Verbindung von Computer und Musik als unvereinbar, »[s]tehen diese Bereiche doch geradezu für zwei Pole menschlicher Weltsicht, für verstandes- und gefühlsgesteuerte Prozesse, für wissenschaftliche und künstlerische Aneignungsweisen« (Ruschkowski 1998, 9). Auch mit der für musikalisches Engagement häufig als bedeutsam erachteten sozialen Komponente (vgl. Clemens 1983; Rösing 1988; Oerter/Bruhn 1989, Rosenbrock 1999) zeigt sich das Bild des in einer Art ›Einzelhaft vor dem Bildschirm‹ sitzenden PC-Musikers erst einmal wenig kompatibel. Letztendlich scheint es auch im Widerspruch zu dem von Rock/Pop-Musikern immer wieder genannten Wunsch zu stehen, sich auf einer Bühne zu präsentieren (Ebbecke/Lüschper 1987, 84).


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