Das Beispiel der Fehlbedienungen zeigt, dass Musiker nicht notwendigerweise, wie von
Schläbitz (1997) überspitzt formuliert, zum bloßen »Erfüllungsgehilfen« der jeweils
genutzten Technologie verkümmern müssen, sondern dass sie durch ihr Handeln aktiv an
deren Konzeption beteiligt sind. Diese aktivere Rolle des Musikers betont auch
Théberge: Musikinstrumente, wie auch das PC-gestützte Instrumentarium, sind
demnach »not completed at the stage of design and manufacture, but, rather, they are
›made-over‹ by musicians in the process of making music« (Théberge 1997, 160).
Musiktechnologien stellen die materielle und klangliche Infrastruktur bereit, aber: »They
may, in part, determine what sounds are played, but they have much less influence on
how they are played« (ebd., 166; Hervorhebung im Original). Diesem Wie, also dem
konkreten Umgang mit computerbasierten Recording-Systemen, gilt – bezogen auf den
Amateurbereich – das weitere Interesse dieser Arbeit. Grundlage sind Interviews, die
mit PC-Musikern geführt wurden. Dabei wird jedoch der Blickwinkel über
das bloße Wie hinaus gehend erweitert und der Kontext der Beschäftigung
mit dem PC-gestützten Equipment mit in die Betrachtung einbezogen. Im
Rahmen der drei Fragenkomplexe Intention, Aktion und Integration wird
gefragt:
- nach den Beweggründen von Musikamateuren für die Einbeziehung des PCs
in ihr musikalisches Schaffen und nach dem Rahmen, in dem dies stattfindet
- nach der Struktur von Arbeitsprozessen, nach Wechselwirkungen von
Technikeinsatz und künstlerischer Arbeit sowie nach dem künstlerischen
Output
- nach dem Stellenwert des Aufnehmens mit dem PC im musikalischen Schaffen
von Amateurmusikern und nach Faktoren, welche die erfolgreiche oder auch
nicht erfolgreiche Einbindung in ihre musikalische Praxis bedingen
Intention
Die Nutzung digitaler Komponenten ist mittlerweile in vielen Bereichen musikalischer
Produktion und Darbietung allgegenwärtig. Der Umgang mit Computertechnologie
gehört für viele Musiker zum Alltag – zumindest im Bereich populärer Spielarten:
Verstärker- oder Effekteinstellungen werden programmiert und gespeichert,
Sounds über Displays eingestellt und wieder abgerufen, Background-Grooves in
Sequenzer oder Drum-Machines eingegeben. Alle diese hier aufgeführten Geräte sind
»kleine Computer mit einer Spezialaufgabe« (Lengeling 1985). Dennoch ist die
eigentliche Integration des PCs in ihr musikalisches Schaffen auch für viele der
mit Synthesizern und anderem digitalen Instrumentarium vertrauten Musiker
keineswegs selbstverständlich. Vielen erscheint die Verbindung von Computer und
Musik als unvereinbar, »[s]tehen diese Bereiche doch geradezu für zwei Pole
menschlicher Weltsicht, für verstandes- und gefühlsgesteuerte Prozesse, für
wissenschaftliche und künstlerische Aneignungsweisen« (Ruschkowski 1998, 9). Auch mit
der für musikalisches Engagement häufig als bedeutsam erachteten sozialen
Komponente (vgl. Clemens 1983; Rösing 1988; Oerter/Bruhn 1989, Rosenbrock
1999) zeigt sich das Bild des in einer Art ›Einzelhaft vor dem Bildschirm‹
sitzenden PC-Musikers erst einmal wenig kompatibel. Letztendlich scheint es auch
im Widerspruch zu dem von Rock/Pop-Musikern immer wieder genannten
Wunsch zu stehen, sich auf einer Bühne zu präsentieren (Ebbecke/Lüschper 1987,
84).
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