Dieser Fragenkomplex untersucht, mit welchen Erwartungen und Zielsetzungen sich
Musiker – auch trotz all dieser möglichen Bedenken – in immer größerer Anzahl dem
Computer zuwenden. Gefragt wird darüber hinaus nach den Rahmenbedingungen, in
denen dies stattfindet. Ziel ist es herauszufinden, welche Leistungsmerkmale des digitalen
Instrumentariums den Einstieg in das computergestützte Musizieren attraktiv erscheinen
lassen und auf welche Bedürfnisse sie eine Antwort anbieten. Andererseits soll untersucht
werden, welche musikalischen oder auch (computer-) technologischen Vorerfahrungen die
Entscheidung zu diesem Einstieg begünstigen.
Aktion
Die Digitalisierung der Bereiche Klangsteuerung, Klangaufzeichnung und Klangsynthese
und die sich durch den Zugriff über den PC bietenden Bearbeitungsoptionen haben
insbesondere auf dem Gebiet der Tonaufnahme gravierende Veränderungen des
musikalischen Arbeitens zur Folge. Einige Punkte seien noch einmal genannt:
Kennzeichnend für die Konzeption moderner Recordingsoftware ist das Bereitstellen
variabler Verfahren zur Toneingabe und die Editierbarkeit des bereits aufgenommenen
Materials. Der Stellenwert traditioneller spielerischer Fertigkeiten wird durch diese
Technik relativiert. »It gives anyone with minimal effort and skill the power to create the
very results for which the musician has spent years in training« (Godlovitch 1998, 69).
Spielerisches Können lässt sich vielfach durch geschicktes Programmieren ersetzen. Dies
betrifft sowohl die makroskopische Ebene, also die melodischen, harmonischen und
rhythmischen Strukturen eines Stücks, als auch die mikroskopische Ebene der
klanglichen Details (vgl. Bickel 1992). Zum »Täuschungspotential moderner
Musiktechnologie« (Jerrentrupp 1993a, 31ff) gehört es, dass dem mit Computerhilfe
gefertigten Musikstück der Prozess seiner Entstehung nicht mehr anzumerken
ist.
Einhergehend mit der Zunahme der technischen Möglichkeiten erweitert sich das
Betätigungsfeld des PC-Musikers. Er kann in Erscheinung treten als »Komponist,
Instrumentenbauer, Arrangeur, Studiotechniker, sein eigener Dirigent, Interpret,
Notensetzer und Verleger« (Harenberg 1996, 24). Diese »musikalische Potenzsteigerung«
(Knolle 1993, 392) ist jedoch, soll sie sinnvoll eingesetzt werden, nicht zum Nulltarif zu
haben. Erforderlich sind entsprechende musikalische Kompetenzen, die über das
eigentliche Instrumentalspiel hinausgehen, und die sich auch auf die Bereiche
Komposition, Stilistik und Arrangement erstrecken. Erforderlich sind aber auch
Kompetenzen auf dem Gebiet der Aufnahmetechnik, also Kenntnisse in Elektronik,
Akustik, Mikrophonierung, Mixdown, Hardwarevernetzung sowie in der Handhabung der
unterschiedlichen Softwaretypen.
Darüber, wie sich die Besonderheiten des PC-basierten Musikmachens auf das
konkrete Arbeiten von Musikamateuren auswirken und wie diese dem veränderten
Anforderungsprofil gerecht werden, ist vergleichsweise wenig bekannt. Théberge
sieht in der Möglichkeit, klangliche Ereignisse in allen erdenkbaren Details zu
programmieren, auch die Gefahr eines »rational, calculated approach to the nuances of
performance« inneliegen (1997, 225). Auch Schläbitz spricht vom »Musizieren unter
Computerbedingungen« als einer Tätigkeit, bei der »der Geistesarbeit Priorität
eingeräumt wird« (1997, 175). Dem entgegen steht der häufig geäußerte Verdacht, viele
Programme verleiteten zu einem eher an den Umgang mit Computerspielen denn
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