- 59 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Dieser Fragenkomplex untersucht, mit welchen Erwartungen und Zielsetzungen sich Musiker – auch trotz all dieser möglichen Bedenken – in immer größerer Anzahl dem Computer zuwenden. Gefragt wird darüber hinaus nach den Rahmenbedingungen, in denen dies stattfindet. Ziel ist es herauszufinden, welche Leistungsmerkmale des digitalen Instrumentariums den Einstieg in das computergestützte Musizieren attraktiv erscheinen lassen und auf welche Bedürfnisse sie eine Antwort anbieten. Andererseits soll untersucht werden, welche musikalischen oder auch (computer-) technologischen Vorerfahrungen die Entscheidung zu diesem Einstieg begünstigen.

Aktion Die Digitalisierung der Bereiche Klangsteuerung, Klangaufzeichnung und Klangsynthese und die sich durch den Zugriff über den PC bietenden Bearbeitungsoptionen haben insbesondere auf dem Gebiet der Tonaufnahme gravierende Veränderungen des musikalischen Arbeitens zur Folge. Einige Punkte seien noch einmal genannt:

Kennzeichnend für die Konzeption moderner Recordingsoftware ist das Bereitstellen variabler Verfahren zur Toneingabe und die Editierbarkeit des bereits aufgenommenen Materials. Der Stellenwert traditioneller spielerischer Fertigkeiten wird durch diese Technik relativiert. »It gives anyone with minimal effort and skill the power to create the very results for which the musician has spent years in training« (Godlovitch 1998, 69). Spielerisches Können lässt sich vielfach durch geschicktes Programmieren ersetzen. Dies betrifft sowohl die makroskopische Ebene, also die melodischen, harmonischen und rhythmischen Strukturen eines Stücks, als auch die mikroskopische Ebene der klanglichen Details (vgl. Bickel 1992). Zum »Täuschungspotential moderner Musiktechnologie« (Jerrentrupp 1993a, 31ff) gehört es, dass dem mit Computerhilfe gefertigten Musikstück der Prozess seiner Entstehung nicht mehr anzumerken ist.

Einhergehend mit der Zunahme der technischen Möglichkeiten erweitert sich das Betätigungsfeld des PC-Musikers. Er kann in Erscheinung treten als »Komponist, Instrumentenbauer, Arrangeur, Studiotechniker, sein eigener Dirigent, Interpret, Notensetzer und Verleger« (Harenberg 1996, 24). Diese »musikalische Potenzsteigerung« (Knolle 1993, 392) ist jedoch, soll sie sinnvoll eingesetzt werden, nicht zum Nulltarif zu haben. Erforderlich sind entsprechende musikalische Kompetenzen, die über das eigentliche Instrumentalspiel hinausgehen, und die sich auch auf die Bereiche Komposition, Stilistik und Arrangement erstrecken. Erforderlich sind aber auch Kompetenzen auf dem Gebiet der Aufnahmetechnik, also Kenntnisse in Elektronik, Akustik, Mikrophonierung, Mixdown, Hardwarevernetzung sowie in der Handhabung der unterschiedlichen Softwaretypen.

Darüber, wie sich die Besonderheiten des PC-basierten Musikmachens auf das konkrete Arbeiten von Musikamateuren auswirken und wie diese dem veränderten Anforderungsprofil gerecht werden, ist vergleichsweise wenig bekannt. Théberge sieht in der Möglichkeit, klangliche Ereignisse in allen erdenkbaren Details zu programmieren, auch die Gefahr eines »rational, calculated approach to the nuances of performance« inneliegen (1997, 225). Auch Schläbitz spricht vom »Musizieren unter Computerbedingungen« als einer Tätigkeit, bei der »der Geistesarbeit Priorität eingeräumt wird« (1997, 175). Dem entgegen steht der häufig geäußerte Verdacht, viele Programme verleiteten zu einem eher an den Umgang mit Computerspielen denn


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