der
vorliegenden Untersuchung relevant sind. Die Grundlinien ihrer Arbeiten werden deshalb
im Folgenden skizziert.
Der Leitgedanke Paul Théberges findet sich im Untertitel seines Buches Any Sound You Can Imagine (1997): Musikmachen wird hier gleichgesetzt mit »consuming technology«. Dieser Entwicklung sieht Théberge zwei wesentliche Tendenzen des heutigen Musiklebens zugrunde liegen:
Hiermit einhergehend diagnostiziert Théberge einen Wertewandel: Nicht mehr das Produzieren von Musik durch eigene spielerische Fertigkeiten (producer ethic) ist angesagt, sondern das Zurückgreifen auf fremde Klangquellen, also das Konsumieren von Sounds, Patterns etc. als Grundlage der eigenen Musik: [M]usical production has become closely allied to a form of consumer practice, where the process of selecting the ›right‹ pre-fabricated sounds and effects for a given musical context has become as important as ›making‹ music in the first place. Musicians are not simply consumers of new technologies, rather their entire approach to music-making has been transformed so that consumption [...] has become implicated in their musical practices at the most fundamental level (Théberge 1997, 200. Hervorhebung im Original). Allerdings ist Théberges Konsumverständnis nicht notwendigerweise negativ konnotiert. Konsum als »exercise of taste and choice« (ebd.) bedeutet vielmehr, aktiv zwischen verschiedenen Optionen zu wählen. Mehr als das Treffen von Kaufentscheidungen versteht Théberge hierunter die Auswahl von Handlungsstrategien im Umgang mit dem technischen Equipment. Abhängigkeit von den Vorgaben der Musikindustrie kann hierbei auch durch die Verweigerung von Handlungsvorgaben oder durch unorthodoxe Vorgehensweisen überwunden werden. Mit den Folgen des Wechsels von einer Produzentenethik zur Nutzung technischer Mittel zum Erzeugen musikalischer Substanz setzt sich Stan Godlovitch in einem Artikel über Innovation and Conservatism in Performance Practice (1997) und mehr noch in seiner »philosophischen Studie« Musical Performance (1998) auseinander. Im Mittelpunkt beider Arbeiten stehen die möglichen Auswirkungen digitaler Technologien auf die Bedeutung traditioneller Spielfertigkeiten. Godlovitch beschreibt eine Sichtweise, die spielerische Fertigkeiten als quasi handwerkliches Qualitätsmerkmal wertschätzt, spielerisches Können also als Wert an sich definiert. Nicht das perfekte Ergebnis ist es demnach, was geschätzt wird, sondern die Fähigkeit, Perfektion zu erzeugen. Bedroht wird dieses Modell durch die digitalen |