Hierzu gilt es einerseits, technikbezogene Fragestellungen zu klären. Dies schließt die
Sichtung relevanter Software ebenso ein wie eine Prüfung des Beziehungsgeflechts von
Technikentwicklung, künstlerischen Praktiken und ästhetischen Konzepten.
Besonderes Augenmerk soll dabei auf die Besonderheiten mehrspurbasierter
Aufnahmeverfahren sowie die fortschreitende ›Verkleinerung‹ und ›Virtualisierung‹
professioneller Technologien und ihren Einzug in den Amateurbereich gelegt
werden.
Auf der Grundlage dieser technologisch-künstlerischen Zusammenhänge erfolgt
dann die Konzeption einer empirischen Studie, die die praktische Anwendung
computerbasierter Recording-Systeme gemäß der oben angeführten Fragestellung
untersucht. Aufgrund der explorativen Zielsetzung dieser Studie wird ein qualitatives
Erhebungsverfahren zum Einsatz kommen, das auf Interviews mit PC-Musikern und auf
der Beobachtung ihres Schaffens basiert.
Musikmachen mit digitaler Technologie:
Der Forschungsstand
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema ›Musik und PC‹ wurde
bislang weitgehend ohne direkten Bezug zu ihrer Anwendung im Laiensektor geführt.
Seit Anfang der 1990er Jahre fand hingegen in der deutschsprachigen Forschung eine
lebhafte Diskussion über die Relevanz der digitalen Technologien für den (schulischen)
Musikunterricht statt, die sich in einer beachtlichen Anzahl von Fachveröffentlichungen
niederschlug (z. B. Micklisch 1991a/b; Bick 1996; Janosa 1997, 1999). Weitere
Beiträge zum Thema Neue Musiktechnologie im Beziehungsgeflecht pädagogischer,
technologischer, künstlerischer und gesellschaftlicher Fragestellungen liefern
die Referate der Osnabrücker KlangArt-Kongresse (Enders/Hanheide 1993;
Enders 1996; Enders/Knolle 1997; Enders/Stange-Elbe 2000, 2003). Andere
Publikationen thematisieren Aspekte des digitalen Musikinstrumentariums als
Produktions/Reproduktionstechnologie (Rötter 1989; Bickel 1992; Rösing 1997c; Wilson
1997; Lysloff 1997; Klages 2002; Jauk 2002). Nicht explizit mit der digitalen Technologie,
wohl aber mit Aspekten ihrer Anwendung befassen sich einige Arbeiten zu spezifischen
Erscheinungsformen populärer Musikkultur: zu den Themen Sampling (Goodwin 1990;
Beadle 1993; Wilson 1999), Rap und Hip-Hop (Rose 1994a/b) oder Techno
(Jerrentrupp 1993b; Budde 2000; Volkwein 2003). Den Einfluss der MIDI-Technologie
auf die zeitgenössische Kunstmusik beschreibt Igoudin (1997). Ein historisch
gehaltener Einblick in die Entwicklung moderner Musiktechnologie bis hin zu
den neuen Softwaretypen findet sich bei Ruschkowski (1998) und Chadabe
(1997).
Zu den Autoren, die sich in längeren Arbeiten mit Aspekten des PC-basierten
Musizierens auseinandersetzen, zählen Paul Théberge, Stan Godlovitch und Norbert
Schläbitz. Zwar findet die Amateurmusikerthematik bei Théberge nur am Rande
Beachtung und wird bei Godlovitch und Schläbitz überhaupt nicht behandelt. Aus
unterschiedlicher Perspektive liefern diese drei Autoren jedoch differenzierte Einblicke in
die Arbeit mit digitaler Musiktechnologie, die auch für die Fragestellung
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