5.1.2. Geschlechtszugehörigkeit
»Ich mag Technik, ich spiele gern damit. Das tun wahrscheinlich
die meisten Männer.«
Robert
D.
Das Einbeziehen des Computers in das musikalische Schaffen wird – zumindest
zurzeit – noch nahezu ausschließlich von Männern favorisiert. Mit einer einzigen
PC-Musikerin und 22 Musikern ergibt sich für die Studie ein Frauenanteil von
4,3 Prozent. Anders als bei Olk (2000) ist zwar zumindest eine Frau an der
Untersuchung beteiligt; der grundlegende Sachverhalt ändert sich hiermit jedoch nicht.
Bestätigt wird die These von der Männerdomäne PC-Musik auch von den im
Vorfeld befragten Kasseler Musikhändlern: Geschätzt wurde dort ein Anteil von
einem bzw. drei Prozent weiblicher Kunden im Bereich Musiksoftware und
zugehöriger Peripherieartikel (s. Appendix III). Bei der Zusammenstellung
der Stichprobe wäre es problemlos möglich gewesen, zusätzliche männliche
Interviewpartner zu finden; Kontakte zu weiteren PC-Musikerinnen kamen jedoch nicht
zustande.
Der geringe Frauenanteil zeigt, dass sich die zunehmende
Kompetenz von Mädchen und Frauen im Umgang mit
Computertechnologie3
Allerdings sind Männer häufig höher qualifiziert. Einer vom Institut für Demoskopie
Allensbach (2000, 78ff) durchgeführten Studie zufolge schätzten sich 23,2 Prozent der Männer
und 18,1 der Frauen als »Fortgeschrittene« ein. Zum Profil »Ambitionierter, erfahrener
Fortgeschrittener« ordnen sich sogar 8,4 Prozent der Männer, aber nur 2,3 Prozent der Frauen
ein. 22,0 Prozent der männlichen und wiederum nur 9,7 Prozent der weiblichen Befragten
gaben an, als Experte zu gelten und Anderen Ratschläge bezüglich Computerfragen zu geben.
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nicht hinsichtlich einer musikbezogenen Anwendungsvariante auswirkt. Auch
wird deutlich, dass die generelle Unterrepräsentanz von Musikerinnen im
Bereich Rock und Pop – und in diesem Genre sind nahezu alle der von
mir befragten PC-Musiker aktiv – sich im Musikmachen mit dem PC
fortsetzt.4
In der 1986/87 durchgeführten Erhebung unter Kasseler Amateurbands wurde ein
Mädchen/Frauenanteil von nur 3,3 % ermittelt (Kollmann/Umbach 1987, 14). Die Studien
von Ebbecke/Lüschper (1987), Niketta/Volke (1994) und Pape/Pickert (1999) weisen einen
Anteil weiblicher Mitglieder in Rock/Popbands zwischen 7 % und 8 % aus. Dieser geringe
Frauenanteil wird auch durch die neueren Studien von Schneider (Hg.) (2001, 119f) und
Hemming (2002) bestätigt. Eine Ausnahme bildet die Studie von Rosenbrock (1999). Der hier
genannte Anteil von 16 % Frauen/Mädchen in den befragten Oldenburger Bands ist zwar
immer noch verhältnismäßig gering, aber doch wesentlich höher, als in den anderen Studien.
Hier zeigt sich, wie durch eine gezielte Förderung durch Musikschulen oder durch andere
Bildungsangebote mehr Musikerinnen zum Mitwirken in Bands motiviert werden können
(vgl. Niketta/Volke/Denger 1994; Förner 2000; Herold 2003). Allerdings bleibt zweifelhaft, ob
der in Oldenburg ermittelte Prozentsatz weiblicher Bandmitglieder als repräsentativ für ganz
Deutschland angesehen werden kann. In Kasseler Bands ist das Mitwirken von Musikerinnen,
wenn sie nicht nur als Sängerinnen, sondern als Instrumentalistinnen beteiligt sind, nach wie
vor die Ausnahme.
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Geschlechtsspezifische Unterschiede und Vorerfahrungen im Umgang mit technischen
Medien werden allgemein als eine Ursache dieses Ungleichgewichts angesehen (vgl.
Théberge 1997, 229; Rosenbrock 1999, 2000; Hoffmann 2002). Die für Rock und Pop
charakteristische Verbindung von musikalischer und technologischer Praxis wäre
demnach für Jungen und Männer aufgrund sozialisationsbedingt stärker ausgeprägter
Vorkenntnisse und anderer Lernstrategien leichter zu bewerkstelligen. Auch wird die
Verbindung von Musik und Technik von männlichen Jugendlichen weniger als Gegensatz,
häufig aber als
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