- 50 -Müßgens, Bernhard: Musik und Angst 
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zweiten Bildes kniet jedoch der Mann vor dem Weib, während ihr Mienenspiel sarkastische Züge annimmt.


Er blickt zu ihr auf, hebt die Hand und berührt leise die ihre. Während er, den Blick auf seine Hand gerichtet (mit erhobenem Arm) selig ergriffen kniet, ... entflieht sie rasch in der Seitenwand. Der Mann achtet nicht darauf, daß sie fort ist. Er hat sie an seiner Hand, auf die er ununterbrochen hinsieht. Nach einer Weile erhebt er sich mit kolossaler Kraft, wirft die Arme hoch in die Luft ... Und bleibt auf den Zehenspitzen riesengroß stehen. Nun besitze ich dich für immer!

(Schönberg, Die glückliche Hand 19-20)


Die Musik zur Bewegung des Aufrichtens ist nun, verglichen mit der "Auferstehung" des Mannes am Ende des ersten Bildes, weitaus komplexer. Ein fünfundzwanzigstimmiger Orchestersatz mit mehrfach geteilten Holz- und Blechbläsern in kontrapunktisch geführten Stimmen, ein Moment höchster musikalischer Dichte, der auf die noch immer uneingestandene Angst des Mannes deutet, in seiner Männlichkeit zu versagen und die Liebe des Weibes zu verspielen (Beispiel S. 51).



3.3 Kampf und Entscheidung


Das dritte Bild zeigt eine wilde, mit silbergrauen Nadelbäumen spärlich bewachsene Felsenlandschaft. Plateaus und steile Felsenpartien wechseln in einem von Schönberg detailliert beschriebenen Bühnenaufbau. Zwischen zwei Felsen deutet sich auf der rechten Bühnenseite eine Schlucht an. Hinter einem Plateau liegen zwei vorläufig mit dunkelviolettem Stoff verhängte Grotten. Farben und Lichteinfall sind genau vorgeschrieben. Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Für den weiteren Verlauf der Handlung ist jedes Detail der Szene bedeutsam. Der Beginn des dritten Bildes belegt die enge Verbindung von Bühnengestaltung und Handlung.


Sowie die Scene erhellt ist, sieht man den Mann aus der Schlucht heraussteigen (deren Rand soll deshalb über dem Bühnenboden aufgebaut sein). Er steigt mühelos, obwohl es anscheinend schwierig sein müßte.

(Schönberg, Die glückliche Hand 21)


Die eine der beiden Grotten hellt sich allmählich auf. Schönberg beschreibt sie als Mittelding

zwischen einer Mechaniker- und einer Goldschmiedewerkstatt. Ihre Beleuchtung


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