einbezogen. Allein
Steglich sammelte über 700 Lieder (Emmrich 2001, S. 87). Um die Volksliedforschung
und die praktische Liedpflege zu beleben, wurde 1937 unter der Leitung des
Fabrikanten Friedrich Emil Krauß (1895–1977) ein Sächsischer Volksliedausschuss
gegründet (Pretsch 1937, S. 173; 1939, S. 43). Die Leitung der Forschung und des
Archivs oblag Gerhard Heilfurth (1909–2006), der seit 1937 als Assistent am
Germanistischen Institut der Universität Leipzig tätig war. 1940 zählten über 1500
Volkslieder aus Sachsen zur Sammlung (Fritzsch 1940, S. 3) und 1943 zum
Kriegsverlust.
Verbreitung erfuhr das erzgebirgische Mundartlied erst durch Anton Günther aus dem böhmischen Gottesgab. Dazu trug wesentlich Gerhard Heilfurth mit seiner Gesamtausgabe der Liedtexte, Gedichte, Sprüche und Erzählungen von Anton Günther bei, die zwischen 1937 und 1994 in neun veränderten Auflagen erschien (Heilfurth 1937), 1938 bereits in einer Auflagenhöhe von 22 000 Exemplaren. Günther galt seit seinen ersten Auftritten 1902/1903 im sächsischen Erzgebirge (Bockau/Schneeberg) und dank seiner Liedpostkarten schon bald als ein »Dichter und Sänger des Erzgebirges«. Mit seinen ca. 140 Liedern – bekannt wurden auch seine zahlreichen Sprüche mit Lebensweisheiten und einige seiner Geschichten – trug er dazu bei, dass die Pflege des erzgebirgischen Mundartliedes auflebte und sich bis heute als eine typisch erzgebirgische Dialekt- und Singtradition erhalten hat. Die Medien bauten auf Anton Günthers Bekanntheit und Beliebtheit auf, verstärkten sie und trugen zur überregionalen Ausstrahlung des erzgebirgischen Mundartliedes bei. Schon in seinem Entstehungsjahr 1903 erschien Anton Günthers Lied ’s Feierabend in den Schlagerchroniken beliebter Melodien und Gassenhauer.10 Mitteilung vom 09.12.2004 des Deutschen Rundfunkarchivs.-->
Als Choral des Erzgebirges (Wenzel 1937, S. 16) bezeichnet, fungiert es insbesondere seit Anton Günthers Freitod im Jahr 1937 nicht nur als Abschlusslied unterschiedlichster Veranstaltungen, sondern bis heute als würdevolles erzgebirgisches Begräbnislied, dessen Text auch in Todesanzeigen erscheint. Seit 1906/07 erschienen zahlreiche erzgebirgische Mundartlieder auf Schallplatte: Der Vugelbeerbaam (1887) von Max Schreyer (1845–1922) und nach 1910 von den Leipziger Krystallpalast-Sängern vorgetragene erzgebirgische und vogtländische Lieder, darunter vor allem auch Lieder von Anton Günther wie z. B. das 1901 entstandene Wu de Wälder haamlich rauschen (1911/Grammophon 14121). Die älteste Aufnahme eines erzgebirgischen Mundartliedes, die sich im Deutschen Rundfunkarchiv Wiesbaden befindet, wurde mit den Leipziger Krystallpalast-Sängern am 15.08.1911 in Berlin aufgenommen. Es handelt sich um das Lied Grüß dich Gott, mei Arzgeberch! (1903) von Anton Günther auf einem Tonträger der Marke Grammophon, und es ist verzeichnet im Bereich »Leichte Musik / Teilbereich Unterhaltungsmusik«.11 Vgl. Musik- und Wortdokumentation im Deutschen Rundfunkarchiv Wiesbaden /
Katalognummer 942988.-->
Die Leipziger Krystallpalast-Sänger waren eine der erfolgreichsten humoristischen »Herrensängergesellschaften« der Messestadt, die dort seit 1887 im Kristallpalast, dem damaligen größten Vergnügungstempel, auftraten. Möglicherweise fanden sie über den Solisten Reinhold Fischer, einen Mundartdichter aus Zwickau, |