- 166 -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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oft große Schwierigkeiten ebenso wie das Schreiben und Sprechen der Moderationen. Dabei ist meist intensive Hilfestellung nötig. Die Bewältigung der technischen Anforderungen wird unterschiedlich gut gemeistert. Die Aufnahme von Interviews oder die Dokumentation von musikalischen Events ist ein zentraler Bestandteil jedes Beitrags. Es handelt sich dabei um ethnomusikologische Feldforschung, explorativ oder dokumentarisch, wenn auch die Verarbeitung journalistisch erfolgt.

4. Der ethnomusikologische Aspekt

Warum diese Lehrveranstaltung der Ethnomusikologie zugeordnet ist und nicht der Publizistik, liegt einerseits an den Inhalten, aber auch an der Art, wie wir die Gewinnung der O-Töne anlegen: nämlich nicht primär journalistisch, sondern im Sinne einer Feldforschung. Letzterer Aspekt soll anhand der Entstehung eines Beitrages beleuchtet werden.

Der Beitrag heißt Fritz Oberhofer und das ungarische Tanzhaus in Wien und wurde von Katharina und Balázs Sebestyen im Sommersemester 2004 gestaltet. Sie sind ein junges Ehepaar, er Ungar, sie Österreicherin. Beide studieren Instrumental- und Gesangspädagogik an unserer Universität; in diesem Rahmen kann man auch meine Lehrveranstaltung absolvieren. In der ersten Unterrichts-Einheit präsentiere ich immer einen Überblick über die möglichen Themen, d. h. die verschiedenen Aspekte der Musik von Minderheiten in Österreich, um den Studierenden die Auswahlmöglichkeiten vor Augen zu führen.

Bei den beiden Genannten ist es naheliegend, dass sie sich für »etwas Ungarisches« entscheiden würden, denn oft bedingen die eigenen ethnischen Wurzeln ein grundsätzliches Interesse. Katharina und Balázs Sebestyen beginnen zu recherchieren, ich nenne ihnen Ansprechpartner aus der »ungarischen Wiener Szene«. Es gibt öffentlich zugängliche musikalische Events, wie z. B. das Tanzhaus,7

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7   »Unter Tanzhaus versteht man ursprünglich ein informelles Treffen, um in Ungarn, im von Ungarn bewohnten Teil der Slowakei und in Transsilvanien aufgezeichnete historische und kaum mehr ›lebendige‹ Volkstänze samt dazugehörigen Tanzliedern zu kultivieren und sich vor allem gut zu unterhalten. Ein Tanzhaus ist ein Produkt der Folkbewegung der 70er Jahre, das in der Rückbesinnung auf ländliche Modelle durch die intellektuelle Jugend der Großstadt im urbanen Umfeld wiederbelebt wurde« (Thiel 1994, S. 489). Das erste Tanzhaus in Wien wurde 1987 organisiert. Heute findet mindestens alle zwei Monate eine solche Veranstaltung statt.

und es gibt aktive Musiker und Tänzer, die sich über das Interesse der Studierenden freuen und ihnen gern Auskunft geben.

Die Community besteht aus 16 000–30 000 Personen, ungefähr ein Drittel davon sind jene Personen, die 1956 nach Österreich flüchteten, oder deren Nachfahren. Es existiert in Wien ein ungarisches Kulturinstitut mit langer Tradition: das Collegium Hungaricum, das von einem Teil der Community oft besucht wird und wo derzeit auch das Tanzhaus stattfindet.

Katharina und Balázs Sebestyen besuchten ein solches Tanzhaus und nahmen auf meinen Rat hin Kontakt zu Fritz Oberhofer auf, einem begeisterten Volkstänzer. Er ist Österreicher, der mit einer Ungarin verheiratet ist, perfekt ungarisch spricht und als hungarophil zu bezeichnen ist. Er ist ein typischer Vereinsaktivist im positiven


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