- 106 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (105)Nächste Seite (107) Letzte Seite (108)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

und Thomas Mowrey von Audiodata oder QM von Toshiba und QR von Kenwood. Mit etlichen dieser Verfahren, die uns kostenlos zur Verfügung standen, haben wir damals Hörtests gemacht. Die immer beigefügten Formeln, Berechnungsunterlagen und Vektorabbildungen waren übrigens sehr »beeindruckend«, jedenfalls weit mehr als das, was die Hörtests hergaben.

Der im Kino interessante Surround-Effekt passt zum Bild. Eine alleinige Tonaufnahme (ohne Bild) wirkt völlig anders. Ich lehne das Dolby-Surround-System (egal ob mit oder ohne Prologic) mit dem Ziel des reinen »Tonerlebnisses« ab, da es eine zu starke Verfälschung gegenüber dem Originalklang ist, besonders wenn Laufzeiten vorhanden sind.

Wie weit sich eventuell ein Quadro-Verfahren auf der neuen Audio-DVD durchsetzen kann, ist schwer zu sagen. Es ist auch die Frage, ob man sich das wünschen sollte. Jedenfalls ist der Mittenkanal bei der 3 /2-Surround-Aufnahme problematisch. Es wird von den Kaufleuten schon erklärt, dass es keine DVD-Scheibe geben wird, die gleichzeitig einen herkömmlichen CD-Stereoton und wählbar eine 4-, 5- oder 6-kanalige Wiedergabe zulässt. Es wird nur ein einziges mehr oder weniger kompatibles Tonwiedergabesystem geben. Alles andere ist zwar machbar, wird aber vom Kunden nicht bezahlt. Der Kunde möchte nicht viel mehr als den CD-Preis zahlen.

Martin Wöhr (Rundfunk)

Von 1968–1990 arbeitete Martin Wöhr als Toningenieur beim Bayerischen Rundfunk, überwiegend bei Aufnahmen im Klassik- und Opernbereich. Seit über 10 Jahren leitet er die Abteilung Studioproduktion und Betrieb im Hörfunk, ist also nicht mehr aktiv in der Aufnahmetechnik tätig.

Seine Erinnerung: Als man sich in den 1970er Jahren mit der Quadrophonie beschäftigte, wurde rasch deutlich, welche Probleme mit der damals analogen Technik verbunden waren. Die verschiedenen Matrizierungsverfahren und die damit zwangsläufig verbundenen Regelverstärker ließen das Thema aus Qualitätsgründen bald wieder vergessen. Hauptgrund waren die Manipulationen beim Phasengang und Zeitverlauf, die zu unbefriedigenden Hörereignissen führten. Der verständliche Wunsch nach besserer Auflösung des Schallfeldes im Aufnahmeraum, insbesondere bei ausgedehnten Schallquellen (Symphonieorchester), musste durch eine Verschlechterung der Stereoqualität mangels Kompatibilität erkauft werden. Die zusätzlichen quadrophonen Rauminformationen ließen sich bei der stereophonen Wiedergabe nicht befriedigend unterdrücken. Es entstand ein breiiger, unpräziser und matter Klang.

Darüber hinaus mussten wirtschaftliche Probleme berücksichtigt werden. Mehrkanalige Aufnahmen müssen immer besonders sorgfältig und zeitaufwendig abgemischt bzw. nachbearbeitet werden. Traditionell gilt das Hauptinteresse des Bayerischen Rundfunks (BR) aber dem Livegeschehen. In der stereophonen Übertragung von Konzerten und Opernaufführungen hat sich der BR ein hohes Klangniveau erarbeitet. Im Wettbewerb mit kommerziellen Schallplattenproduzenten hat er einen


Erste Seite (i) Vorherige Seite (105)Nächste Seite (107) Letzte Seite (108)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 106 -Schabbing, Bernd: Musik- und Audiotechnologien zwischen Technik, Marketing und Kundenwunsch