- 4 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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VORBEMERKUNG

Die vorliegende Sammlung von Aufsätzen Kurt Sydows (1908-1981) entstammt seinen drei letzten Lebensjahrzehnten. Sie geht auf den Wunsch zurück, einige charakteristische Arbeiten zur schulischen Musikerziehung zusammenzutragen, die - in Zeitschriften und Sammelbänden verstreut - schwer greifbar sind. Das unmittelbare Nebeneinander einzelner Abhandlungen Kurt Sydows kann sowohl seine eigene Entwicklung als auch diejenige des Faches exemplarisch verdeutlichen.

Ein Vortrag vom 4. Deutschen Pädagogischen Hochschultag in Tübingen 1959 Musik der Gegenwart als Maß der Didaktik markiert deutlich den Wandel, der in den Überlegungen zum Musikunterricht in der Volksschule jener Jahre eintrat. Zwar waren auch die beispielhaft herangezogenen Komponisten (Hindemith, Orff, Bartók) unter das Verdikt Th. W. Adornos gefallen, die "Kunstmusik der Epoche" nicht hinreichend zu repräsentieren, - für Lehrer einer "nur-singenden Schule" waren sie indes außerordentliche Zumutung und Herausforderung zugleich. Hierzu begründete Kurt Sydow in seinem Vortrag:
"Dem 'ewig hinterherhinkenden Pädagogen' sei indessen erlaubt, diesen Beitrag zur Didaktik der Musik auf solche Musik der Gegenwart zu beschränken, deren Wertigkeit nicht mehr umstritten ist. An den Werken und dem Wirken dreier Meister, Paul Hindemith, Carl Orff und Béla Bartók, möchte es versucht werden."

Natürlich erscheint das Kriterium der "Wertigkeit" ebenso fragwürdig wie das des ''Verbindlichen". Zu bedenken wäre aber das jeweilige Bezugssystem, das bei Adorno eher in einer sozialphilosophischen Utopie, bei Sydow in der Realität des Musikunterrichtens gründet.

Wenn Kurt Sydow Musikdidaktik um 1960 an der Musik der Gegenwart vermessen wollte, so war dieses auch seine Antwort auf die durch Adorno ausgelöste Diskussion, die zudem für den Musikunterricht in der "singenden Schule" praktikabel sein mußte. Allerdings war er viel zu sehr praktizierender Musiker, Lehrer, Musikkenner und -liebhaber, als daß es bei dieser einseitigen Fokussierung hätte bleiben können.

Dieses verdeutlichte mir unmittelbar ein Vorgang, der sich wenige Jahre später ereignete: Für einen Vortrag über die "gegenwärtige" Musik, der im Rahmen einer norddeutschen Lehrerfortbildungstagung gehalten werden sollte, wurde ich gebeten,. aus meiner Schallplattensammlung einschlägige Beispiele zusammenzustellen. Mein Tonband enthielt einige Belege zur "klassischen Moderne", vorwiegend aber Musik der fünfziger und beginnenden sechziger Jahre. - Ich bekam das Beispielband schon bald mit der Frage zurück, ob


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