- 66 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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sich zeigen wird - nur eine mittelbare. Die Beheimatung im Volkslied und im Choral als Grundschicht des Menschlich-Musikalischen bleibt natürlich Aufgabe auch in Zukunft. Das Volkslied hat überdies für alle künstlerische Formung propädeutischen Charakter. Der Choral gehört zum geistlichen Singen eh und je. Aber es geht in diesen Überlegungen darum, mehr von der Musik ins Blickfeld zu bekommen.

Erziehung zur Musik! Zu welcher Musik? Schwierig die Beantwortung in der Gegenwart! Die technischen Mittler, Schallplatte, Radio, Bandaufnahme, überschütten jedermanns Haus mit abendländischer Musik aus ihren sieben epochalen Abschnitten, ja darüber hinaus auch mit der klingenden Folklore anderer Kulturen. Sie verbreiten ohne Auswahl diese tönende Mannigfaltigkeit. Das Sammelsurium von Stilen, Ausdrucksformen verschiedener Prägung und unterschiedlichen Wertes läuft unter dem Namen Musik, also dem Ziel unserer Erziehung. Es bedarf daher einer wohlüberlegten Auslese, um überhaupt Erziehung ansetzen zu können. Nach welchen Gesichtspunkten soll sie erfolgen?

Georg Schünemann3 formuliert es so:

Wie zu allen Zeiten ist die Musik der Gegenwart das Maß der musikpädagogischen Bewegung. Wir können nicht, traditionsbefangen, mit den Ideen einer längst vergangenen Zeit an die Erziehung der Jugend gehen, während in Kultur und Kunst andere Kräfte am Werke sind.

Das ist aus einer Zeit gesprochen, nämlich den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts, in der Schünemann die Zügel der Berliner Musikhochschule in der Hand hatte. Paul Hindemith, damals der Bürgerschreck, ist als Professor für Komposition berufen und Arnold Schönberg wirkt an der Akademie der Künste. Otto Klemperer dirigiert in einem Symphoniekonzert Joh. Seb. Bachs 3. Brandenburgisches Konzert, ein Violinkonzert von Hindemith, die Dreigroschen-Suite von Kurt Weill und Strawinskys Feuervogel. Gerade dieses Programm gilt als Prototyp des Gegenwärtigen. Kestenbergs Schulmusikreform ist in Gang gesetzt und Fritz Jöde hält in großen Sälen "Offene Singstunden" ab. Von Schünemann organisierte und inspirierte Musiktage bringen die ersten Aufführungen von Hindemiths Kinderspiel "Wir bauen eine neue Stadt", von Höffers "Das schwarze Schaf", und auch von

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