- 11 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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2.  Musiktheoretische Aspekte

In diesem Kapitel sollen musiktheoretische Aspekte der Analyse von Rhythmen behandelt werden, da die Musiktheorie hierfür grundlegende Begriffe und Konzepte bereitstellt. Zunächst geht es um die Klärung der zentralen Begriffe und der erkenntnistheoretischen Grundlagen, dann wird auf grundlegende musiktheoretische Konzepte und Systeme eingegangen. Anschließend werden einige für diese Arbeit wichtige Begriffe formal definiert.

2.1.  Rhythmusdefinitionen

Platon definiert Rhythmus als »Ordnung in der Bewegung«1

1 Platon (1991, 665a).

, was man in allgemeinster Auslegung als die Struktur zeitlicher Abläufe verstehen kann. Welche Art und welcher Grad von Ordnung einen Rhythmus ausmachen, wird von verschiedenen Autoren sehr unterschiedlich gesehen. Viele Definitionen beschreiben Rhythmus als eine Qualität, die nur bestimmte Folgen von Ereignissen haben. Diese stehen als rhythmische Folgen im Gegensatz zu den unrhythmischen.

Manche Autoren sehen diese Qualität als ein allgemeines Ordnungsprinzip, wie Wilhelm Wundt, Jacques Handschin oder Jobst Fricke, der vom Rhythmus als »Ordnungsfaktor« spricht.2

Andere sehen Rhythmus als eine ästhetische Qualität an, wie etwa Richard Parncutt, der Rhythmus als »a temporal sequence evoking a sensation of pulse« definiert,3 oder Mari Riess Jones, die wie später auch Peter Desain das Phänomen der Aufmerksamkeit und Erwartung betont, die durch Regelmäßigkeit erzeugt wird.4 Alf Gabrielsson nennt eine größere Zahl ästhetischer Parameter als Charakteristika für musikalische Rhythmen, nämlich wahrgenommene Gruppierung, wahrgenommene Akzente, wahrgenommene Regelmäßigkeit und zeitliche Begrenzung auf die ›psychologische Gegenwart‹.5 Für Monahan und Carterette, wie auch für Cooper und Meyer, steht die Erfahrung von Rhythmus als Strukturierung der Noten durch den Hörer im Vordergrund : »Rhythm is the perception of both regular and irregular patterns and their interaction«.6

Der Gebrauch des Begriffs Rhythmus läßt, auch begrenzt auf den Bereich der Musik, offenbar keine klare und gleichzeitig auch nur annähernd allgemeingültige Definition seiner Bedeutung zu. Zu diesem Schluß kommen verschiedene Autoren wie Carl Dahlhaus, Helga de la Motte-Haber oder Grosvenor Cooper und Leonard


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