- 36 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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Einblicke ermöglichen, wie z.B. die Arbeiten Eckart Altenmüllers oder Aniruddh Patels zeigen.3

3.1.1.  Ökologische Validität und auditive Umgebungsanalyse

Evolutionär betrachtet dient Wahrnehmung der Verbesserung der Überlebens- und Fortpflanzungschancen durch das Erkennen von Gefahren und Möglichkeiten in der Umwelt und durch Kommunikation. Die evolutionäre Relevanz wird meist mit dem Schlagwort ökologische Validität bezeichnet.4

Diese Betrachtungsweise der Wahrnehmung im allgemeinen und des Gehörs im besonderen hat sich in den letzten Jahren als fruchtbar für das Verständnis der Funktionen des Gehörs erwiesen. Wenn man davon ausgeht, daß die Funktionen der Wahrnehmung dem Überleben dienen müssen, ist z.B. die Fähigkeit zur Synchronisation über auditive Signale bei gemeinsamen Tätigkeiten unverzichtbar. Andererseits besteht im Selektions- und Überlebensdruck auch der Zwang zur Sparsamkeit, auditive Informationen müssen so effizient wie möglich verarbeitet und gespeichert werden, um nicht mehr Kapazitäten als nötig zu verbrauchen. Allerdings ist ökologische Relevanz kein absolut notwendiges Kriterium für ein Modell der Wahrnehmung, denn auch nicht überlebensnotwendige Eigenschaften der Wahrnehmung können natürlich erhalten bleiben, solange sie keinen gravierenden evolutionären Nachteil bedeuten. Es ist auch nicht vollständig bekannt, welche Faktoren für das Überleben potentiell relevant sind, schon weil sich die Umwelt ändert und weil wir nicht alle Mechanismen verstehen, die dabei von Bedeutung sind.

Auditive Umgebungsanalyse (engl. auditory scene analysis) hat sich, ähnlich der Objekterkennung im visuellen Bereich, als ein Paradigma der auditiven Wahrnehmungsforschung etabliert.5

Auditive Umgebungsanalyse bezeichnet die Fähigkeit des Menschen, aus dem ständigen Strom akustischer Daten die zusammengehörigen zu erkennen und einer Quelle zuzuordnen. Durch diese Fähigkeit können wir auch auf einer Party ein Gespräch führen oder im Stimmengewirr einer Bar ein Konzert hören und genießen. Dazu ist es nötig, akustische Ereignisse in zeitlicher und klanglicher Hinsicht zu separieren und zu ordnen. Dabei erweist sich das menschliche Gehirn, bzw. das Gehirn von Säugetieren überhaupt, als äußerst anpassungsfähig. Das Gehirn leistet bei der Informationsverarbeitung einerseits nicht mehr als es muß, andererseits zeigt es bei veränderten Anforderungen große Plastizität, d.h. die Organisation der Verarbeitung von Informationen ändert sich mit veränderten Anforderungen.6 Die auditive Umgebungsanalyse kann als konzeptioneller Rahmen gesehen werden, denn sie beschreibt den grundlegenden Ansatz, auditive Wahrnehmungsprozesse hinsichtlich der Erkennung von Klangereignissen und Klangquellen

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