- 35 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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3.  Wahrnehmung und Produktion von Rhythmen

3.1.  Musikpsychologische Ansätze

Die Musikpsychologie, eine deutlich jüngere Disziplin als die Musiktheorie, hat sich seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts mit Fragen der Rhythmik beschäftigt. Als Beginn der Musikpsychologie kann man die Helmholtzsche Lehre von den Tonempfindungen ansetzen, allerdings wurde der Begriff Musikpsychologie erst später von Ernst Kurth geprägt.1

Erste Untersuchungen über Rhythmen finden sich bei Thaddeus Bolton, Wilhelm Wundt und Herbert Woodrow.2 Ein wesentliches Gebiet der Musikpsychologie ist die Wahrnehmung von Musik. Sie wird hier vor allem funktional empirisch erforscht, erst in neuerer Zeit werden auch neurophysiologische Untersuchungen vorgenommen.

Die Wahrnehmung von Musik bildet die Grundlage für das Erleben und Verstehen von Musik. Daher soll hier zunächst versucht werden, relevante Eigenschaften der Wahrnehmung zu beschreiben. Es gibt eine Reihe von Ergebnissen verschiedener Untersuchungen, aus denen sich ein – wenn auch unvollständiges – Bild der Funktionsweise auditiver Rhythmuswahrnehmung ergibt. Im folgenden sollen einige Hauptlinien der Erforschung auditiver und speziell rhythmischer Wahrnehmung vorgestellt werden.

Die behavioristisch geprägten Ansätze in der frühen experimentellen Psychologie haben häufig zu stark vereinfachten Modellen geistiger Aktivitäten geführt. In den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts fand jedoch ein Paradigmenwechsel statt, der im wesentlichen durch die in den späten vierziger und den fünfziger Jahren entstandenen Theorien der Informationsverarbeitung initiiert wurde. Man begann, kognitive Modelle zu entwickeln, die die Speicherung und Verarbeitung von Informationen durch den Menschen nachbilden sollten; solche Modelle werden in Kapitel 4.1 behandelt. Die Grenzen zwischen Kognition und Wahrnehmung sind nicht klar zu bestimmen, im wesentlichen ist die Wahrnehmung aber die Basis der Kognition von Musik, diese hat allerdings umgekehrt auch Einfluß auf die Wahrnehmung.

Neben den funktionalen Aspekten ist auch die Modellbildung auf physiologischer Ebene von Interesse. Bei der auditiven Wahrnehmung interessiert vor allem die Neurophysiologie des Innenohres, der Hörbahn und des auditiven Cortex. Auch wenn man immer noch wenig über die Eigenschaften dieser Nervensysteme weiß, so sind doch in den letzten Jahren Fortschritte gemacht worden, die zumindest erste


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