- 4 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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Diese Arbeit soll zeigen, daß die Modellierung musikalischer, insbesondere rhythmischer, Prozesse mit dem Computer in mehrfacher Hinsicht Nutzen bringt:
  • Die Entwicklung computergestützter Modelle erfordert eine explizite Formulierung und eine vollständigere Modellbildung als in der Musikwissenschaft und Musiktheorie üblich. Damit fördert sie die Weiterentwicklung musiktheoretischer Konzepte und Methoden.
  • Computergestützte Modelle musikalischer Prozesse können dazu dienen, musiktheoretische oder musikpsychologische Hypothesen empirisch zu überprüfen.
  • Die Entwicklung intelligenter musikalischer Anwendungen bietet neue Möglichkeiten für die Musikproduktion, das Musizieren und das Lernen und Lehren von Musik.
  • Die Verarbeitung musikalischer Strukturen stellt auch eine Herausforderung an die Informatik dar. Dabei treten interessante und schwierige Probleme auf, für die neue oder speziell angepaßte Verfahren entwickelt werden müssen.

1.3.  Wissensbasierte und lernende Modelle

Die Modellierung musikalischer Prozesse kann man, zumindest im weiteren Sinne, zum Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zählen. In der KI wird zwischen wissensbasierten und lernenden Modellen unterschieden. Erstere lösen Probleme auf der Basis explizit formulierter Darstellungen von Wissen, z.B. in Form von Fakten und Regeln in einem PROLOG-Programm. Letztere lösen Probleme durch Lernen, z.B. durch Anpassung eines neuronalen Netzes an vorgegebene Beispiele.

Da die vorhandenen Theorien für ein wissensbasiertes Modell rhythmischer Wahrnehmung nicht ausreichen, liegt es nahe, ein lernendes Modell zu entwickeln. Ein solches Modell könnte aus Informationen lernen, die aus dem Verhalten oder der Befragung von Experten, wie z.B. Musikern oder Musikwissenschaftlern gewonnen werden. Wenn musikalische Experten auch meistens nicht genau erklären können, wie eine bestimmte Wahrnehmung oder Interpretation zustande gekommen ist, so können sie doch ihre musikalische Auffassung formulieren und wahrgenommene Strukturen beschreiben. Ein lernendes Analysesystem sollte solche Informationen auswerten und seine Analysen entsprechend anpassen.

Künstliche neuronale Netze sind die verbreitetste Form lernender Systeme und können für diesen Zweck eingesetzt werden. Die Entwicklung neuronaler Netze wurde ursprünglich durch biologische Nervennetze inspiriert. Heutzutage werden sie aber eher als praktische Anwendung statistischer Modelle angesehen. Das Lernen neuronaler Netze durch Training kann als die statistische Auswertung von Daten interpretiert werden. Neuronale Netze können daher als ein methodisches Bindeglied zwischen der computerbasierten Anwendung und den statistischen Untersuchungen der Musikpsychologie angesehen werden.


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