- 61 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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Bereiche der musikalischen Rhythmik nicht berücksichtigt. In den siebziger und achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts spekulierten verschiedene Wissenschaftler, daß generative Grammatiken direkt der internen Repräsentation von Musik beim Menschen entsprächen.17 Mit zunehmender Erkenntnis der Beschränkungen von Grammatiken wurde die Frage der Repräsentation differenzierter gesehen. Das Aufkommen künstlicher neuronaler Netze regte eine verstärkte Beschäftigung mit verteilten Repräsentationen an. Die Existenz symbolischer Repräsentationen wurde sogar ganz infrage gestellt.18 Gegen deren völliges Fehlen spricht allerdings, daß Menschen gut lernen können, mit symbolischen Informationen umzugehen, was bei einem Fehlen symbolischer Repräsentationen schwer zu erklären wäre. Nach einer Phase des besonderen Interesses für verteilte Repräsentationen wurden in den letzten Jahren Argumente für lokale wie für gemischte Repräsentation diskutiert.19

4.2.1.  Elemente der Repräsentation

Bei der kognitiven Modellierung rhythmischer Strukturen stellt sich die Frage, welches die Elemente solcher Strukturen sind. Im letzten Kapitel wurde dargestellt, daß Klangfolgen in Noten und Notenfolgen in Gruppen aufgeteilt wurden. Diese Gruppen sind für das Erinnern und Wiedererkennen von zentraler Bedeutung, wie u.a. Dowling in seinen Experimenten gezeigt hat.20

Da eine einzelne Note wenig Information beinhaltet und sowohl die absolute Dauer als auch die absolute Tonhöhe einer Note von den meisten Menschen nur ungenau erinnert werden können, ist es sinnvoll, von Motiven als zentralen Einheiten einer internen Repräsentation von Musik auszugehen. Motive lassen sich mit Worten in der Sprache vergleichen, die als bedeutungstragende Einheiten wichtig für das Verstehen und Erinnern von Texten sind, während einzelne Buchstaben dagegen noch keine Bedeutung haben. Auch wenn Motive als Elemente kognitiver Strukturen für musikalische Rhythmen sich bisher nicht direkt neurophysiologisch nachweisen lassen, so sind sie doch perzeptuell und musiktheoretisch plausibel, wie die vorigen Kapitel gezeigt haben.

4.2.2.  Repräsentation von Strukturen

Die Elemente der internen Repräsentation von Musik stehen untereinander in Beziehung und verbinden sich zu Strukturen. Es stellt sich die Frage, wie diese Strukturen beschaffen sind, was sie bedeuten und wie sie genutzt werden können. Dazu sind viele verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Graden der Formalisierung entworfen und für verschiedene Zwecke verwendet worden. Während die Entwicklung und Evaluation von Modellen für bestimmte Bereiche ein Gegenstand der kognitiven Psychologie ist, beschäftigt sich die Künstliche Intelligenz (KI) eher mit der Entwicklung vergleichsweise allgemeiner Modelle und der Implementation von Anwendungen. Die Modelle unterscheiden sich in der Beschränkung der möglichen


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