Dieser Optimismus wird auch in Kielowskis letztem Werk, der Drei Farben
-Trilogie, fortgeführt. Von seinem Zusammentreffen mit Kielowski bei der Verleihung
des Europäischen Filmpreises in Paris berichtet der Produzent Martin Karmitz: »Wir
sprachen über alles mögliche, außer über Film. Über Moral, und ab und zu
über Gott. Dabei entstand die Idee, das Projekt Drei Farben zusammen zu
machen.«24
24
Karmitz, zit. nach der Dokumentation Geschichten um Liebe und Tod (Regie: Peter
Paul Huth).
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Die drei Filme, die trotz vielfacher Auszeichnungen auch auf
Kritik25 gestoßen
sind, kamen innerhalb von nur neun Monaten heraus: Blau in Venedig, Weiss in Berlin und Rot in
Cannes. Seit 198126
variierte Kielowski Themen, die um die Frage nach dem Geheimnis des menschlichen
Lebens kreisen: Wie geht man in einer auf Ordnung und Rationalität hin angelegten
Lebensführung mit dem Zufall, dem plötzlichen Einbruch des Unvorhergesehenen um?
Ist vollkommene Liebe überhaupt möglich? Welche Rolle spielt der Tod? In
Der Zufall möglicherweise dominiert noch düsterer Fatalismus, jede der drei
Lebensentscheidungen endet in der Ausweglosigkeit. Diese pessimistische Einstellung
ersetzte Kielowski in seinem letzten Film durch das Prinzip Hoffnung. Die
einzigen Überlebenden einer Schiffskatastrophe sind die Hauptdarsteller aller
drei Filme. »Ein versöhnlicher Schlussakkord in einem Werk, das nach der
Ankündigung des Regisseurs sein letztes sein soll«, bemerkt Peter Hasenberg in
(Hasenberg,
1994, S. 5). Obwohl in Zusammenarbeit mit Piesiewicz und Preisner
noch eine weitere Trilogie zu den Themen Himmel, Hölle und Fegefeuer geplant
war,27
27
Irène Jacob, die mit Kielowski in Kontakt geblieben war, glaubte, dass er
nur beabsichtigte die Drehbücher zu schreiben und ähnlich, wie beim Dekalog
geplant, die Regie an drei junge Nachwuchsregisseure abgeben würde. Vgl.
(Andrew, 1998, S. 86–87)
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zu der Kielowski das Drehbuch schon geschrieben hatte, blieb es bei der
Ankündigung: »Für mich steht seit langem fest: Ich werde nie wieder einen Film
drehen.«28
Nachdem er sich eine Zeit lang in sein Ferienhaus an einem See in Masuren
zurückgezogen hatte, starb er am 13. März 1996 im Alter von 54 Jahren in einem
Warschauer Krankenhaus an einem Herzinfarkt.
1.2 Zbigniew Preisner
Zbigniew Preisner wurde am 20. Mai 1955 in Bielsko-Biaa, Polen
geboren. Er wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf, aber die Möglichkeit
einer musikalischen Bildung schon während der Schulzeit blieb ihm
verwehrt.29
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»Mir konnte es (das sozialistische Polen, Anm. des Verfassers) die Bildung nicht
garantieren, denn dort wo ich wohnte, gab es keine Musikschule, und für ein Internat in
einer anderen Stadt oder für private Stunden hatten meine Eltern nicht die Mittel.«
Preisner, zit. nach (Wasilewski, 1994, S. 55)
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1975
begann er an der Jagiellonischen Universität in Krakau sein Studium an der Fakultät für
Geschichte und Philosophie. Musik interessierte ihn schon während des Studiums, und er
brachte sich musikalische Grundlagen sowie Transkribieren, Arrangieren und
Komponieren im Selbststudium bei. An der ›School of Music‹ in Krakau hatte er die
Gelegenheit, seine Kompositionen mit Studenten zu testen. In den Jahren 1978–
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