- 26 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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Noch ausführlicher geht de la Motte-Haber26

26 Vgl. (de la Motte-Haber und Emons1980, S. 191–200)
auf syntaktische Funktionen ein, die nicht nur strukturierend innerhalb einer Szene wirken, sondern auch die Rolle der Musik in Bezug auf den kompletten Film und dessen Montage beschreiben. Dabei haben folgende Funktionen in erster Linie filmgliedernden Charakter:27
27 Vgl. (Merten2001, S. 67–68) und (Kloppenburg1986, S. 42–43)
  • Musikeinsatz als Verdeutlichung eines Sequenzabschlusses.
  • Musikeinsatz als Verdeutlichung eines Schnitts.
  • Musik als Verdeutlichung von Überblendungen.
  • Musik als Verdeutlichung von Rückblenden.

Folgende Funktionen lassen sich in erster Linie aus der Montage ableiten:

  • Musik als Entschärfung von Montagen und Schaffung von inhaltlichen Zusammenhängen.
  • Musik als akustischer Zusammenhalt von zwei Sequenzen.
  • Musik als Anpassung an den Wechsel von Zeit, Ort und [zur] Handlung und Schaffung von Kontinuität.
  • Musik als syntaktische Weiterführung und Integration zweier Sequenzen durch Anpassung an Geräusche.
  • Musik als syntaktische Verbindung zwischen zwei Sequenzen mit Wechsel von Ort, Zeit und Handlung durch wechselnde Melodik über gleichbleibender Harmonik als Mittel der Kontrastminderung.

Es stellt sich also heraus, dass der Film keine rein visuelle Kunst ist. Obgleich Musik ein nachgeordnetes Mittel ist, auf das auch – besonders in der heutigen reizüberfluteten Zeit – effektvoll verzichtet werden kann, ». . . , wird sie durch die Selbstverständlichkeit, mit der sie in den formalen Zusammenhang einzugreifen vermag, mit der sie syntaktische Funktionen übernimmt, zu mehr als bloß überflüssigem Zierat. Musik determiniert Strukturen des Films, indem sie der Wahrnehmung eine Struktur aufprägt.«28

Musik schafft also durch das Gliedern oder Verknüpfen der verschiedenen filmischen Einheiten strukturelle Zusammenhänge.

Die drei hier kurz vorgestellten Funktionen von Filmmusik (dramaturgisch-inhaltliche Funktionen, psychologische Funktionen und syntaktische Funktionen) sind bei weitem nicht die einzigen, doch liefern sie gute, auf verschiedenen Ebenen ansetzende Anhaltspunkte für die Analyse. Bei der konkreten Analyse der Filme Kies lowskis wird sich zeigen, dass Filmmusik im selben Ausschnitt oft auf mehreren Ebenen (dramaturgisch-inhaltlich, psychologisch, syntaktisch...) und zugleich mit den anderen dramaturgischen Ebenen des Films (Bildinhalte, Bildbewegung, Farben, Dialog, Geräusche usw.) wirkt. In diesem Sinne schlussfolgert Maas: »Und gerade das zeichnet raffinierte Filmmusik aus: Sie begnügt sich nicht damit, daß sie eine einzige Funktion erfüllt, sondern sie ist mehrschichtig angelegt.«29

29 (Maas und Schudack1994, S. 38)

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