2.2 Zur Filmmusikanalyse
Es wurde bereits im Kapitel 2.1 festgestellt, dass Filmmusik als eine Bedeutungsebene
durch die Handlungs- und Erzählstruktur des Films, durch eine spezifische
Spannungskonzeption und durch die Präsentation der Handlung in Form der Montage
von Sinnzusammenhängen, also durch die filmische Dramaturgie, determiniert ist. Eine
weitere nicht zu vergessende Aufgabe, die der Musik zukommt, ist die Vermittlung
zwischen Produzent und Rezipient. Aus diesen Gründen ist es zwingend erforderlich, die
Filmmusikanalyse in den Rahmen einer Filmanalyse zu stellen, da die Musik immer im
Kontext des Filmes mit all seinen verschiedenen Ebenen betrachtet werden muss.
An dieser Stelle soll deshalb zunächst näher auf die Filmanalyse eingegangen
werden.
Michael Schaaf30
stellt für die Analyse von Filmen drei verschiedene Methoden vor, die sich ihrerseits noch
in verschiedene Untergruppen aufteilen:
- achrone Methoden
- synchrone Methoden
- diachrone Methoden
In der folgenden Analyse werden hauptsächlich achrone und synchrone Methoden zum
Einsatz kommen:
- Bei den achronen Methoden der Filmanalyse werden Zeitbezüge der
Produktions- und Rezeptionssituation außer Acht gelassen. Sie beziehen
sich nur auf faktisch dem Medium Immanentes. Hier unterteilt Schaaf
nochmals in deskriptive Methoden, unter die er die statistische Analyse
und die Inhaltsanalyse fasst, und reduktive Methoden, wie z.B. die
morphologische Analyse, die sich auf die kleinsten bedeutungstragenden
Elemente (Morpheme) des Films, also auf die Einstellungen, beschränkt.
Diese Art der Analyse ist besonders im Hinblick auf die Musik von großer
Bedeutung, da anhand der Einstellungen das Zusammenwirken von Musik,
äußerer Handlung, Kamera, Text und Geräuschen untersucht werden kann
und so die syntaktischen Funktionen der Musik herausgestellt werden.
Die statistische Analyse besteht aus einem numerischen und einem semiotischen
Teil. In dem numerischen Teil werden die verschiedenen Segmente des Films
(Einstellungen, Szenen, Abschnitte usw.) aufgelistet. Im semiotischen Teil
wird die Aussage der einzelnen Segmente untersucht. »Es ergibt sich daraus
ein Strukturgitter des Films, d.h. es wird deutlich, wie die filmische Argumentation
verläuft oder, spezifisch für den Spielfilm ausgedrückt, wie die Story konstruiert
ist.«31
In diesem Zusammenhang spricht Kuchenbuch in (Kuchenbuch, 1978, S. 14)
auch von einem Filmprotokoll, dessen Art der modellhaften Abbildung des
Films bereits entscheidend für den Verlauf der weiteren Analyse sein kann.
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