auf einer Matratze in
dem ansonsten völlig leeren Haus, zu schlafen. Am nächsten Morgen sagt sie ihm, dass er
sie vergessen soll, und bevor Olivier sich anziehen kann, verlässt sie ihn. Mit Absicht
schrammt sie ihre Hand an einer Steinwand auf, so, als ob sie gefühllos gegnüber
menschlichen Empfindungen geworden ist und sich auf den Schmerz, den ihr
die Selbstverleumdung und Isolation bringen wird, vorbereiten will. Auch hier
wird der Zuschauer wieder in das Wechselbad der Gefühle der Protagonistin
einbezogen.
Der 3. Teil zeigt das neue Leben von Julie, ihren neuen Alltag, in dem sie aber immer wieder von der Vergangenheit heimgesucht wird, wie z.B. in Segment 28, in dem sie leidend vor dem blauen Leuchter steht und mit den Tränen ringt. Die darauf folgende schwarze Blende tut ihr Übriges um Julies Verfassung zu unterstreichen. In Paris versucht sie, ganz in Freiheit ohne jede Bindung, Verpflichtung oder Verantwortung zu leben. Sie schottet sich gegenüber ihrer Umwelt radikal ab. Zuvor hat sie sich allerdings um die finanzielle Versorgung ihres Hauspersonals und ihrer Mutter gekümmert, der sie erklärt: »Aber jetzt habe ich verstanden, dass ich nur noch eins tun werde: nichts; dass ich keinen Besitz mehr will, keine Erinnerungen, keine Liebe, keine Bindungen, keine Freunde.«9
In diesem dritten Teil wird aber immer wieder deutlich, dass
ihr Plan nicht funktioniert: Nicht nur durch die vier weiteren
»Einbrüche«10 ,
sondern auch durch Personen, die sie stören und sie auch zum Teil wieder an die
Vergangenheit erinnern: die zusammengeschlagene Person, die nachts in ihr Treppenhaus
flüchtet und klingelt, die Frau aus der Wohnung unter ihr, die versucht, Julie zum
Unterschreiben einer Petition gegen Lucille zu bringen, Antoine, der sie direkt an den
Unfall erinnert und ihr ihre Kette wiedergeben möchte, und Lucille, die sich bei ihr für
die Verweigerung der Unterschrift bedankt, sie unabsichtlich auf den blauen
Leuchter anspricht und schließlich feststellt: »Irgend etwas muss mit dir passiert
sein!«11
Zu Lucille entwickelt sich allmählich eine engere
Freundschaft.12
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