- 74 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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4.2 Drei Farben: Weiss

4.2.1 Inhalt

Ihren Anfang nimmt die Geschichte im Pariser Palais de Justice, wo der polnische Friseur Karol Karol68

68 Dies ist der polnische Name für Charlie Chaplin. Übrigens ist auch Charlie Chaplin in Der große Diktator ein jüdisch-polnischer Friseur bzw. Barbier.
von seiner Frau Dominique Vidal geschieden wird, da sie ihm vorwirft, seit der Hochzeit die Ehe nicht vollzogen zu haben. Nachdem Dominique nach der Scheidung auch noch ihr gemeinsames Konto gesperrt hat, unternimmt Karol einen letzten Versuch, Dominique zurückzugewinnen. Dieser scheitert aber kläglich, Dominique wirft ihn aus ihrem Friseursalon, steckt die Gardinen in Brand und droht, ihn als Brandstifter anzuzeigen.

Karol, der außer seinem Koffer und seinen Diploma nichts mehr besitzt, versucht sich in der Pariser U-Bahn ein paar Francs zu verdienen, indem er auf einem Kamm polnische Volksweisen bläst. Eine bestimmte Melodie bringt ihn mit einem polnischen Landsmann, Mikolaj, ins Gespräch. Dieser kann ihm einen lukrativen Job in Polen anbieten: Ein Lebensmüder bezahle eine große Summe, damit man ihn umbringe. Karol lehnt den Vorschlag ab, akzeptiert aber Mikolajs Angebot, ihn mit nach Polen zu nehmen. Da Karol weder Pass noch Geld hat, fliegt er als blinder Passagier in einem Koffer nach Polen mit. Auf dem Flughafen wartet Mikolaj jedoch vergebens auf den Koffer, der vom Gepäckband weg gestohlen wurde. Als die Diebe den Koffer auf einer Müllhalde öffnen und statt wertvollen Gegenständen Karol entdecken, sind sie darüber so frustriert, dass sie Karol zusammenschlagen. »Endlich zu Hause!«, seufzt dieser auf der Müllhalde. Unterkunft findet Karol zuerst einmal bei seinem Bruder, der ebenfalls Friseur ist.

Nach einiger Zeit nimmt Karol wahr, wie sehr sich Polen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruch befindet. Da er auch von den neuen Möglichkeiten profitieren möchte, wird er Leibwächter eines Schwarzmarktprofiteurs und Spekulanten. Er kommt dessen Plan, ein Grundstück günstig zu erwerben, zuvor und kauft mit Hilfe einiger Flaschen Wodka von einem alten Bauern ein großes Grundstück, auf dem westliche Firmen bauen wollen. Mit dem geglückten Coup hat er genug Geld verdient, um eine eigene Firma zu gründen. Er trifft seinen alten Bekannten Mikolaj wieder, der ihm gesteht, dass er der Lebensmüde ist. Diesmal geht Karol auf das Angebot ein und erschießt Mikolaj in der Warschauer U-Bahn – mit einer Platzpatrone. Er schenkt seinem Freund, der danach eingesehen hat, dass er doch nicht sterben will, gleichsam ein »zweites Leben«.

Der inzwischen reich gewordene Karol organisiert nun die Rache an seiner Ex-Frau Dominique. Mit Hilfe einer aus Rußland importierten verstümmelten Leiche inszeniert er seinen eigenen Tod. Mit der Aussicht auf die Erbschaft lockt er seine »Witwe« nach Warschau und beobachtet bei seiner eigenen Beerdigung, wie sie doch um ihn trauert. Am Abend findet sie den Totgeglaubten in ihrem Bett vor. Sie lieben sich leidenschaftlich, doch Karol verlässt Dominique noch bevor diese aufwacht. Sie wird wegen Mordes an ihrem Ex-Mann verhaftet und kommt ins Gefängnis. Wieder versteckt Karol sich bei seinem Bruder. Da er jetzt festgestellt hat, dass er Dominique immer noch liebt, engagiert er für ihre Verteidigung einen


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