- 92 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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Abbildung 4.18: Thema A’ in g-moll


Das Thema A’ (vgl. Abbildung 4.18) erklingt auch an drei verschiedenen Stellen im Film. Das erste Mal ist es zu hören, als Karol Mikolaj in der U-Bahn von Dominique erzählt (Segment 10) und ihm dann ihr Fenster zeigt (Segment 11). Der erste Teil (Takt 1–15) wird hier, transponiert um eine Oktave nach oben, von einer Querflöte gespielt, während im zweiten Teil (Takt 16–31) eine Oboe die Melodie in der notierten Tonhöhe übernimmt. Auch an dieser Stelle werden durch die Musik wieder zwei Segmente miteinander verbunden. Das zweite Mal setzt die Musik in den Segmenten 54–55 ein, nachdem Karol Dominique angerufen hat und diese aber wieder aufgelegt hat. Dieses Mal werden die Takte 1–12 von der Oboe, wiederum um eine Oktave nach oben transponiert, gespielt. Innerhalb dieser 12 Takte folgt während des Verklingens des fis” in Takt 9 der Schnitt zum nächsten Segment (Karol beim Notar). Hier wird ebenfalls ein musikalischer Übergang zum nächsten Segment geschaffen. Das letzte Mal erklingt das Thema A’ ganz am Schluss des Films, als Karol im Innenhof des Gefängnisses Dominique mit seinem Opernglas hinter den Gitterstäben beobachtet (vgl. Tabelle 4.13).









Visuelle Ebene
Auditive Ebene







Nr.

Zeit

Bild

K.

Text

Musik















497

1:22:14

Karol auf dem Weg zum Gefängnis; klingelt am schwarz-weiß gestreiften Tor und wird herein gelassen

HT/NS

O-Ton








498

1:22:39

Karol wird durch Sicherheitstür in den Innenhof gelassen

N/NS

O-Ton; Tür knallt zu















499

1:23:49

Karol im Innenhof

T/US

T. 1–2








500

1:23:05

Karol im Innenhof; hält sich das Opernglas vor die Augen

N/NS

T. 3–6








501

1:23:18

Dominique ist als Schatten im Fenster zu erkennen

HT/US

T. 7–8








502

1:23:28

Karol sieht durch das Opernglas

N/NS

T. 9








503

1:23:33

Dominique im Fenster hinter Gitterstäben

N/NS

T.10–19(2.Zz.)








504

1:24:11

Karols Gesicht; er weint und lächelt

G/NS

T. 19(3.Zz.) -31















505

1:24:48

Abspann

vier extra Takte









Tabelle 4.13: Filmprotokoll Segment 71–73

Besonders artifiziell ist hier die Einstellung 503 mit der Musik verbunden. Zu den Takten 10–15 zoomt die Kamera auf Dominique zu. Dadurch, dass Dominique die ganze Zeit scharf im Bild zu erkennen ist, werden der Maschendraht und das Gitter im Verlauf des Zooms immer unschärfer, bis sie schließlich nicht mehr zu sehen sind.101

101 Hier wird bereits durch den Zoom und die daraufhin unsichtbaren Gitterstäbe angedeutet, was dem Film nicht unmittelbar zu entnehmen ist, bzw. erst am Ende von Rot deutlich wird. Der Film schließt mit einem Happy-End: Dominique wird aus dem Gefängnis entlassen, und die beiden heiraten noch einmal.
Nachdem nun die Oboe in Takt 16 eingesetzt hat und ihre erste Phrase auf einem a’ endet, symbolisiert Dominique Karol, indem sie so tut, als ob sie einen Ring aufsetzt, dass sie ihn noch einmal heiraten möchte. In der nächsten Einstellung ist Karol zu sehen, der vor Rührung anfängt zu weinen. Zu den Takten 23 und 24, die Oboe hat diesmal das e” als Phrasenende erreicht, schließt Karol seine Augen, öffnet sie wieder zum Takt 25 und lächelt beim Ausklingen des g” in Takt 26 und 27 bevor er seinen Kopf senkt und zu den Takten 28–31, bevor die

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