- 140 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Stärker noch als Sibelius entwickelt sich Finale zum Multifunktionsprogramm: »Finale entwickelt sich zusehends zum Alleskönner, baut seine Fähigkeiten als nützliches Import-, Arrangier- und Kompositionswerkzeug aus.«27

27[Noll(2003a), S. 62].
Der nun integrierte Komponier-Assistent z. B. wurde zusammen mit dem IRCAM (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) entwickelt. Ferner wurde dem Composer-Plug-in Band-In-A-Box der MiBAC-Jazz-Rhythm-Section-Generator an die Seite gestellt. Dieser kann eine bezifferte Melodie in Stimmen umsetzten (Klavier, Bass und Schlagzeug). Dazugekommen ist ferner ein eingebautes OCR-Notenscannprogramm namens SmartScoreLite, dass eine Weiterentwicklung des nicht besonders gut funktionierenden MIDIScan-Moduls darstellt. Allerdings lässt die Notenerkennung von Scannprogrammen allgemein noch sehr zu wünschen übrig.28
28Ein Vergleich der gängigen Notenscanprogramme findet sich in [Noll(2001), S. 232–238].
Diese Erweiterung des Programms ist allerdings bei vielen Nutzern nicht auf große Resonanz gestoßen.Vielmehr hat sie eher massive Kritik hervorgerufen, was man anhand der Forumsbeiträge unter www.finalemusic.de leicht erkennen kann.29
29In vielen Forenbeiträgen wird deutlich, dass die Nutzer ein ›Allround-Programm‹ nicht für sinnvoll halten. Die Firma solle sich lieber auf die Ursprünge des Programms, nämlich den reinen Notensatz, beschränken und spezialisieren.

Neben den drei Gruppen der kommerziellen Programme sind noch die Open Source-Programme zu erwähnen. Sie finden zwar bestimmt (noch) weniger Anwendung beim Endbenutzer, aber ihre einsehbaren Quelltexte bieten Musikwissenschaftlern, Informatikern und Mathematikern eine Grundlage zur Weiterentwicklung. Aufgrund der allgemeinen Tendenz, dass Open Source Programme und Anwendungen immer populärer werden und sich immer mehr verbreiten30

30Vgl. z. B. Linux vs. Windows oder OpenOffice vs. Microsoft Office oder in Hinblick auf Kursmanagementsysteme bzw. Lehr-/Lernplattformen Stud.IP oder Ilias vs. Blackboard.
, wird es vielleicht auch im Notensatz in einiger Zeit dazu kommen, dass Open Source Produkte den kommerziellen den Rang ablaufen.

Als Beispiel sei das Notensatzprogramm CMN erwähnt. CMN steht für Common Music Notation.31

31CMN wurde im Rahmen des 1989 an der Stanford University gestarteten Common Music Projektes von Bill Schottstaedt entwickelt.
Da es sich bei den CM-Programmen weniger um fertige Anwendungen als um umfangreiche Klassenbibliotheken handelt, muss der Anwender selber ein LISP-Programm32
32CM-Programme funktionieren auf Basis der listenorientierten Programmiersprache Common LISP. Ausführlicher nachzulesen bei [Gieseking(2001a), S. 31ff].
schreiben und es von einem Interpreter ausführen lassen. Letzterer erzeugt dann eine entsprechende EPS-Grafik. Dazu Gieseking:33 »Abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen Noteneingabe erzeugt CMN ansprechende Notengrafiken, deren Aussehen aufgrund des geringen Automatisierungsgrades allerdings in großen Teilen manuell optimiert werden muss.« Hier ist man zwar noch weit hinter den kommerziellen Programmen zurück, aber gerade die Möglichkeit der Weiterentwicklung der Open Source Programme durch viele unterschiedliche Personen birgt ein unglaubliches Potential, was man am Beispiel von TEX – mit dem auch diese Arbeit verfasst wurde – sehen kann. Eigentlich wurde TEX für den naturwissenschaftlichen Bereich, indem es galt, komplexe Formeln, Tabellen und Grafiken darzustellen. Aufgrund der ständigen Weiterentwicklung und vor allem der

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