- 146 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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den 60er und 70er Jahren wurden viele elektrische Instrumente entwickelt. Unter anderem auch der Analog-Synthesizer und später der Digital-Synthesizer. Als problematisch erwiesen sich die verschiedenen Schnittstellen, die die Hersteller in ihre Geräte eingebaut hatten. Sie machten ein Zusammenspiel bzw. einen Datenaustausch untereinander unmöglich. Um das Problem der Inkompatibilität zu lösen, trafen sich die führenden Hersteller von elektronischen Musikgeräten im Jahr 1982 auf der NAMM-Show in Anaheim (USA) mit dem Ziel, eine gemeinsame Schnittstelle zu entwickeln. Über diese sollte es möglich sein, verschiedene Geräte miteinander zu verbinden und den Austausch von Steuerinformationen zu ermöglichen. Der erste systemübergreifende Standard wurde im Oktober 1982 auf der AES in New York von der Firma Sequential Circuits unter dem Namen UMI (Universal Music Interface) verabschiedet. Nach einer Namensänderung in MIDI stellten die Firmen Roland und Sequential Circuits auf der NAMM-Show 1983 der Öffentlichkeit zwei neue Keyboards vor, die bei aller Verschiedenheit eins gemeinsam hatten: Sie verfügten jeweils über eine entsprechende MIDI-Schnittstelle und konnten darüber miteinander in Interaktion treten.

Die entsprechenden MIDI-Dateien beinhalten im Wesentlichen Steuerinformationen. Die Noteninformationen werden z. B. als Zahlen abgelegt, die jeweils eine bestimmte Taste der Klaviatur bezeichnen. Folglich sind allerdings enharmonische Unterscheidungen nicht mehr möglich. Ähnliches gilt auch für die Notenwerte, die zwar noch relativ zu einem Grundschlag kodiert werden, denen allerdings jeder direkte Bezug zur notierten Taktart fehlt, zumal die Dauer einer MIDI-Note nicht nur den entsprechenden Notenwert der Partitur, sondern zusätzlich auch Artikulations- und Agogikangaben darstellen muss.52

52Vgl. auch [Gieseking(2001a), S. 93] oder [Gieseking(2002), S. 65].
Die Daten werden über eine MIDI-In-Buchse auf die Geräte übertragen.53
53Zur Übertragung werden zwei fünfadrige Kabel mit Abschirmung verwendet, die mit fünfpoligen DIN-Steckern versehen sind. MIDI-Instrumente sind mit einer MIDI-Out (Datenausgabe), einer MIDI-In (Datenempfang) und optional mit einer MIDI-Thru (Durchreichen von Daten) bezeichneten Buchse ausgestattet. Die entsprechenden Stecker eignen sich aufgrund ihrer Robustheit besonders für Bühnenshows, Live-Auftritte etc. Ausführlichere Informationen zu den Anschlüssen und zur Verkabelung finden sich bei [Aicher(1998), S. 48–62], [Enders(1997), S. 175–177] oder [Braut(1993), S. 40–50].
Dabei wird jede Information einem von 16 verschiedenen MIDI-Kanälen zugeordnet. Alle Daten, die nicht die gleichen Kanäle wie das entsprechende Empfangsgerät aufweisen, werden einfach unbearbeitet über die MIDI-Thru-Buchse weitergereicht. Von dem Gerät selbst werden die unterschiedlichen in der Datei gespeicherten Ereignisse (z. B. Note an oder aus), auch Events genannt, ausgeführt. Die im Gerät eingebaute Hardware sorgt dann für den Klang. Das heißt, dass MIDI-Dateien etwa im Vergleich zu Sample-basierten Formaten sehr klein sind. Als Nachteil erweist sich aber die Tatsache, dass die Dateien je nach angesteuertem Instrument oder Soundcard sehr unterschiedlich klingen. Das MIDI-Format ist standardisiert und plattformübergreifend. In der Regel werden MIDI-Dateien über ein MIDI-Gerät eingespielt. Sie lassen sich aber auch mit Hilfe von Sequenzer- oder Notationsprogrammen erzeugen.54
54Vgl. dazu Abschnitt 9.2.
Mit MIDI-Sequenzern wie z. B. ›Cubase‹ oder ›CakeWalk‹ kann man im Prinzip ein komplettes Studio vom Computer aus bedienen. Ist die entsprechende Hardware nicht vorhanden, dann lassen

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