- 145 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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die mit einer Scan-Software professionell arbeiten wollen, sind von solchen Spielereien wohl eher genervt.

Immerhin lässt sich feststellen, das einfache Notenbeispiele von fast allen Programmen sehr gut erkannt werden. Bei komplexeren Beispielen stellt sich allerdings die Frage, ab welcher Fehlerquote eine manuelle Nachbearbeitung nicht mehr lohnt und eine Neueingabe sinnvoller erscheint. Auf diesem Gebiet bleibt für die Entwickler noch einiges zu tun. In den nächsten Jahren werden hier auch bestimmt wesentlich bessere Resultate erzeugt.

9.4.  Notationsformate

Das Hauptproblem, dass sich bei der Entwicklung von Notationsformaten darstellt, ist die Komplexibilität der Notenschrift. Sie ist im Vergleich zur Schrift nicht nur zweidimensional aufgebaut, sondern enthält vielmehr hochgradig grafische Anteile. Die Herausforderung besteht nun darin, diese zweidimensionale grafische Struktur mit Hilfe einer eindimensionalen Zeichenkette so abzubilden, dass der Computer daraus wieder die Grafik rekonstruieren und das Notenbild auf dem Bildschirm darstellen kann.

Notationsformate lassen sich grob in drei verschiedene Gruppen unterteilen: binäre Formate, ASCII-basierte Formate und XML-basierte Formate. Allerdings verschwimmen die ursprünglich relativ starren Grenzen, denn die XML-basierten Formate können über den reinen Notensatz hinaus häufig komplexe, multimediale Strukturen darstellen und neben Noten auch Audio, Video, Text etc. einbinden. In diesem Abschnitt werden zunächst spezielle XML-basierte Formate beschrieben, die den Schwerpunkt auf den reinen Notensatz legen.49

49Die komplexeren XML-basierten Formate werden in Teil III in Abschnitt ?? behandelt.
Für jeden Bereich werden einige wesentliche Formate exemplarisch dargestellt.50
50Eine sehr gute Übersicht bietet Gerd Castan in [Castan(2003)]. Insgesamt werden hier 28 verschiedene XML-basierte Formate, 28 ASCII-basierte Formate und 14 binäre Formate erläutert. Eine ausführlichere und umfangreichere Zusammenstellung zu diesem Thema liefert Eleanor Selfridge-Field mit dem von ihr herausgegebenen Buch ›Beyond MIDI – The Handbook of Musical Codes‹. Vgl. dazu [Selfridge-Field(1997)].

Das bekannteste und am weitesten verbreitete Format ist MIDI51

51An dieser Stelle sei explizit darauf hingewiesen, dass es sich bei MIDI nicht um ein reines Notationsformat handelt. Da man MIDI-Dateien aber u. a. auch zum Austausch zwischen Notationsprogrammen nutzen kann, wird auf das Format an dieser Stelle eingegangen. Hier existieren auch einige Erweiterungen wie z. B. ›NoTAMIDI Meta-Events‹, ›Expressive MIDI‹ oder ›MIDIPlus‹. Vgl. dazu [Nordli(1997)], [Cooper et al.(1997)Cooper, Ng und Boyle] sowie [Hewlett(1997a)].
Allerdings spricht man bei MIDI eher von einem ›Performance-Format‹. Wie im folgenden Abschnitt ersichtlich wird, wurde MIDI eigentlich entwickelt, um verschiedenen Geräte zu steuern bzw. sie untereinander ›kommunizieren‹ zu lassen. Vom Prinzip her ist MIDI nichts anderes als eine digitale Weiterentwicklung der damaligen Stiftwalzen oder Lochkarten. Hierzu finden sich ausführliche Informationen auf der Homepage des Musikwissenschaftlers PD Dr. Christoph Reuter unter http://www.chr-reuter.de (Link vom 04.09.2004) oder bei [Reuter et al.(2000)Reuter, Enders und Jacobi].
Einen sehr guten Überblick über MIDI sowie ausführliche Informationen für Anfänger und Fortgeschrittene finden sich bei [Aicher(1998)] und [Braut(1993)].
(Musical Instrumental Digital Interface). MIDI fällt in die Gruppe der binären Formate. In

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