- 18 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Oktober 1448 nahm er einen Kredit von 150 Gulden bei seinem Vetter Arnold Gelthus auf und suchte weitere Geldgeber für sein Vorhaben, die Bibel mit beweglichen Lettern zu drucken.9
9Vgl. http://www.gutenbergdigital.de.
Der Mainzer Kaufmann Johannes Fust gab ihm schließlich einen Kredit von 800 Gulden. Als Pfand erhielt er dafür die von Gutenberg angeschafften Geräte. Um 1450 war Gutenberg schließlich soweit, dass er Ablassbriefe, Kalender und Wörterbücher drucken konnte.

Gutenberg strebte mit seiner Kunst eine Nachbildung der mittelalterlichen Schrift an. Demzufolge hatte er insgesamt ca. 290 Zeichen (Buchstaben, Abkürzungen, Ligaturen etc.), die es galt darzustellen. Eines seiner prachtvollsten Werke ist die 1454/55 vollendete 42-zeilige lateinische Bibel, die in einer geschätzten Auflage von ca. 180 Stück (davon ca. 30 Stück auf Pergament) gedruckt wurde. Diese Bibel konnte Gutenberg aufgrund eines weiteren Darlehens des Kaufmanns Johannes Fust über 800 Gulden im Jahre 1452 drucken. Allerdings kam es kurz vor der Fertigstellung der Bibel zum Bruch zwischen Gutenberg und Fust. Letzterer warf ihm vor, das Geld für andere Druckvorhaben zweckentfremdet zu haben. Im Rechtsstreit unterlag Gutenberg. Er musste seine Werkstatt sowie die Hälfte der gedruckten Bibelexemplare an Fust abgeben.10

10Auskunft über den Prozess gib das ›Helmaspergersche Notariatsinstrument‹, das auf der Webseite http://www.gutenbergdigital.de einzusehen ist.
Die ersten Bibelexemplare wurden in Form von ungebunden gedruckten Faszikeln11
11Faszikel leitet sich aus dem lateinischen Wort fasciculus (kleines Bündel) ab und wird bildungssprachlich für Akten- oder Handschriftenbündel benutzt.
bereits im Herbst 1454 während des Frankfurter Reichsstages von einem »wundersamen Mann« (vir mirabilis) zum Verkauf angeboten, bei dem es sich womöglich um Gutenberg selbst gehandelt hat.

Gutenberg arbeitete schließlich in anderen kleineren Druckereien weiter. Erst im Jahr 1465 wurden seine Verdienste durch den amtierenden Bischof von Mainz, Adolf von Nassau gewürdigt und Gutenberg wurde zum Hofmann ernannt. Am 3. Februar 1468 starb er in Mainz.

2.3.  Buchdruck nach 1450

Von Mainz breitete sich die Kunst des Buchdruckens schnell aus. Es entstanden Druckereien in Bamberg (1460), Straßburg (1462), Augsburg (1468), Nürnberg (1470), Ulm (1472), Lübeck (1473) und in Köln, das mit 29 Offizinen der größte Druckort Deutschlands im 15. Jahrhundert gewesen ist. Vor allem die großen Handelsstädte boten für die Umsetzung der neuen Erfindung einen günstigen Nährboden.

Das Bestreben der Frühdrucker war es, die Inkunabeln12

12lat. in cunabula, in der Wiege – im Sinne von: als der Buchdruck noch in der Wiege lag. Als Inkunabeln, Wiegendrucke oder Frühdrucke werden alle mit beweglichen Metall-Lettern bis etwa 1500 hergestellten Drucke bezeichnet. Bei den Frühdrucken handelte es sich zumeist um Werke einzelner Drucker, die ihre eigenen Drucktypen besaßen. Nach 1500 bildeten sich dann einzelne Berufszweige heraus, die sich im Bereich der Buchherstellung spezialisierten. Die Frühdrucke besaßen noch kein Titelblatt. Als Ersatz diente der Kolophon [griech.: Gipfel, Abschluss], die Schlussschrift am Ende des Textes, in der sich der Drucker/Verleger verewigte, sich die wirtschaftliche Auswertung des fertigen Druckwerks sicherte und auch Werbung für sein Werk machen konnte. Die Titelseite ist erst in den Büchern nach 1500 zu einem integrierten Teil geworden und spielte eine ganz entscheidende Rolle. Sie musste sich dem Geschmack der Leser anpassen und freilich auch jeder Kunstperiode in den folgenden Jahrhunderten ihren Tribut zollen. Die Auflagen der Inkunabeln lagen durchschnittlich bei ca. 200. Der erste »Bestseller« war Günther Zainers Druck der »Imitatio Christi« des Thomas von Kempen, der vor 1500 schon 99 Ausgaben erreichte. Insgesamt sind ca. zwanzig Millionen Exemplare unterschiedlicher Werke bis 1500 erschienen. Bei fast der Hälfte handelt es sich um theologische Werke, danach folgen Klassikerausgaben sowie Kalender und Volksbücher in verschiedenen Sprachen.
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