neuen Medientechnologie, bzw. der im Eingangszitat
von Jeff Rothenburg beschriebenen ›neuen Epoche‹ ist die Medienkonvergenz. Bernd Enders
benutzte 1995 zwar noch nicht den Begriff Konvergenz, stellte damals aber bereits
fest:7
»Die medien- und informationstechnische Entwicklung schreitet rasch voran,
es steht zu erwarten, daß bisher unabhängig voneinander eingesetzte
Apparaturen mittelfristig zusammenwachsen. Fernsehgeräte, Video- und
Kassettenrecorder, Bildplatte, CD-Player und Computer verschmelzen zu
einer interaktiv zu nutzenden Multimedia-Zentrale.[…]
Im Vergleich zu herkömmlichen Medien läßt sich festhalten, daß
Multimedia-Systeme sowohl Text- und Bildinformationen liefern (wie das
Buch), dazu Bewegtbilder (Animationen) und Filmsequenzen (wie der
Film oder das Video) als auch Klang, Geräusch, Sprache und Musik (wie
Audiogeräte), also bisher verschiedene Informationsträger in sich vereinen.«
Diese im Zitat beschriebene Konvergenz der Medien stellt die Ausgangsüberlegung der
vorliegenden Arbeit dar.
Früher waren einzelne Medien8
Der Begriff ›Medien‹ wird in der Literatur sehr unterschiedlich verwendet. Durchgesetzt hat sich
weitestgehend eine auf Harry Pross zurück gehende Unterteilung in Primärmedien (ohne den
notwendigen Einsatz von Technik, wie z. B. das Theater), Sekundärmedien (Technikeinsatz auf
Produktionsseite, wie z. B. die Zeitung) und Tertiärmedien (Technikeinsatz auf Produktions- und
Rezeptionsseite, z. B. die CD). Vgl. dazu [Pross(1972)] sowie [Ludes(1998), S. 69–75].
Nach Werner Faulstich lassen sich gemäß der Auffassung von Medium als ›Kanal‹, je
nach Abgrenzung, 15 bis 17 Einzelmedien unterscheiden. Vgl. dazu [Faulstich(1995),
S. 20].
Der Begriff ›Medium‹ soll an dieser Stelle nicht ausführlicher diskutiert werden. Mit dem
Begriff ›Medium‹ sind im weiteren Verlauf der Arbeit Sekundär- bzw. Tertiärmedien
wie zum Beispiel das Medium ›Text‹, das Medium ›Grafik‹, das Medium ›Audio‹ etc.
gemeint.
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klar voneinander getrennte Bereiche mit unterschiedlichen Speicher-, Vervielfältigungs- und
Distributionsmöglichkeiten. Die Speicherung, z. B. von Text, Audio oder Video, die
Vervielfältigung in Form des Druckens von Büchern, Noten oder Zeitschriften, die
Vervielfältigung in Form des Pressens von Schallplatten oder in Form des Kopierens von Video-
oder Audiokassetten, die Distribution z. B. per Medienvertrieb oder per Funk (live
oder Konserve) sowie die Produktion und Publikation waren früher immer abhängig
von den einzelnen Medientypen. Eine der wenigen Kombinationen unterschiedlicher
Medientypen die es schon immer gegeben hat ist die von Text und Grafik bzw.
Noten.9
Dies liegt sicherlich nicht zuletzt daran, dass die Ursprünge dieser beiden Medientypen gar nicht so
weit auseinander liegen. Grafiken haben ihren Ursprung in Höhlenzeichnungen, Entdeckungen von
Schriftzeichen auf Steinstelen, Keramik, Bronze und Knochen lassen darauf schließen,
dass schon im 5. Jahrtausend v.Chr. einzelne Schriftzeichen zur Informationsvermittlung
benutzt wurden (vgl. dazu Abschnitt 2.1 sowie 4.1). Bereits Gutenbergs Bibel enthält
zahlreichen Initial- und Rankenschmuck. Mit zunehmender Ausbreitung des Buchdrucks
lieferten immer mehr bedeutende Künstler Illustrationen, die zum einen die Aufgabe
hatten, zum besseren Textverständnis beizutragen und zum anderen das Kaufinteresse
erhöhen sollten. Außerdem wurde durch die Illustrationen Leseunkundigen ein Einblick in
den Inhalt des Buches ermöglicht. Auch Noten wurden z. T. schon recht früh in Bücher
integriert. Die ersten Versuche, Notenlinien ohne Noten in Bücher zu drucken, sind um
1470 zu datieren. Die Noten konnten dann später eingefügt werden (vgl. dazu Abschnitt
3.1).
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