- 256 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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ein unverwüstliches Medium zur Speicherung von Bildern und Textdokumenten. Allerdings sind analoge Speichersysteme immer sehr statisch und nicht besonders flexibel. Wenn es aber um eine langfristige Speicherung geht, ist die ›Rosetta Disk‹ derzeit unschlagbar. Und noch einen weiteren Vorteil hat die ›Rosetta Disk‹: sie ist ein ästhetisches Objekt, welches noch in tausend Jahren die Aufmerksamkeit eines Finders auf sich ziehen könnte. Angesichts ihres auffallenden Designs wird er dann an ihrer Wichtigkeit kaum zweifeln.

Heute wird daran gearbeitet, einen digitalen ›Rosetta Stone‹ zu entwickeln, der als Schlüssel dienen soll, um heute gebräuchliche Dateiformate, Klassifikationen etc. späteren Generationen zugänglich zu machen. Mit Hilfe des ›Digital Rosetta Stone‹ wäre es möglich, digitale Dokumente langfristig verfügbar zu machen. Dabei werden im Wesentlichen drei aufeinander aufbauende Prozesse verwendet: Im ersten Schritt, der Wissenskonvertierung (knowledge preservation), wird das Wissen im Meta-Knowledge-Archiv gesammelt, archiviert und konserviert. Dabei werden u. a. Informationen über technische Daten und Prozesse in unterschiedlichen Wissensstufen sowie die Informationen darüber, wie diese zu interpretieren sind, gespeichert. Der zweite Schritt besteht aus der Wiedergewinnung der Daten (data recovery). Bei diesem Schritt werden die digitalen Daten aus dem veralteten Medium extrahiert und auf einen neuen Träger migriert. Schließlich werden in der Rekonstruktionsphase (document reconstruction) der Dokumente die alten sowie neuen Dateiformate genutzt, um digitale Dokumente zu rekonstruieren. Die Entwicklung eines oder mehrerer solcher ›Digital Rosetta Stones‹ ist eine sehr zeitaufwendige und teure Angelegenheit, die aber sehr vielversprechend erscheint, da diese Methode die bisherigen Archivierungsmethoden kombiniert.

An einer weiteren Lösung des Problems ›Langzeitarchivierung‹ arbeitet man an der Universität Köln.40

40Vgl. dazu die Dokumentation Hilfe, wir verschwinden! Das digitale Desaster (Regie: Jörg Daniel Hissen und Peter Moers; NDR 2003).
Im Institut für Kristallografie wurden Videoaufnahmen in einen Kristall gebrannt und per Laser wieder sichtbar gemacht. Das Verfahren, der holografische Massenspeicher, steckt noch in der Erprobungsphase, es erweist sich aber als zukunftsträchtige Methode zur Archivierung von Content. Prof. Dr. Theo Woike und sein Team haben die bereits seit den sechziger Jahren bekannte Holografie für die Nutzung als Speichermedium weiterentwickelt und diese mit der Videotechnik kombiniert: Zunächst wird das Filmbild auf einen LCD-Monitor übertragen. Dann projiziert ein extra entwickelter grüner Laser jedes einzelne Filmbild auf einen briefmarkengroßen Speicherkristall. Auf dem Kristall hinterlässt das gelaserte Bild ein typisches Schwingungsmuster, eine Art Fotonegativ, wahlweise analog oder digital. Fixiert man die Bilderserie, entsteht ein unveränderliches Hologramm. Auf diese Art und Weise wird eine Archivierung vorgenommen, die jederzeit mit einem Laser wieder ausgelesen werden kann, aber nicht zerstörbar ist. Das Auslesen geschieht wieder mit Hilfe eines Lasers, ähnlich wie bei einem Filmprojektor. Zurzeit passen auf den daumennagelgroßen Kristall ca. 400 Gigabyte, allerdings wird bereits an einem Speicher in Terrabytegröße gearbeitet. Auf diese Art und Weise ließen sich in Zukunft umfangreiche Programme digital kodiert hinterlegen. Zugleich lässt sich z. B. auch die Gebrauchsanweisung in deutscher oder englischer

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