Als erstes sei auf HyTime und SMDL eingegangen. Bei HyTime (Hypermedia/Time-Based
Structuring Language) handelt es sich um eine Anwendung des etablierten
Dokument-Austauschstandards SGML, der Standard Generalized Markup Language.
Durch HyTime werden die Repräsentationsmöglichkeiten von SGML auf Sound,
Animation, Video etc. erweitert. Zusätzlich können mit HyTime Daten auf beliebige Art
und Weise in unterschiedlichen Hierarchien strukturiert werden und Objekte können
untereinander auf verschiedene Art und Weise verlinkt werden. Des Weiteren lassen
sich auch zeitliche Aspekte wie Position und Dauer mit abspeichern. Diese
Möglichkeit kann u. a. zur Abspeicherung eines statischen Notenbildes sowie zum
automatischen Generieren einer Performance aus diesem genutzt werden. Alle diese
Möglichkeiten können aufgrund von Vererbung von SMDL genutzt werden. Bei
SMDL (Standard Music Description Language) handelt es sich wiederum um
eine Anwendung von HyTime, die zusätzlich noch spezielle Elemente für die
Repräsentation von Musik zur Verfügung stellt. So können neben Sound und der
Notation zusätzlich verschiedene Prozesse repräsentiert werden, die mit Hilfe
mathematischer Formeln auf die Musik angewendet werden können. Donald Sloan fasst
zusammen:61
»The standards are not intended as a set of tools for musical composition,
nor do they impose one standard form of representation on any kind of
music, modern or otherwise. That information whose representation and
interchange is of any use may be captured by HiTime/SMDL, without
requiring that all aspects of a piece be captured in a standard way. It is
possible, for example, to label a chunk of data without explaining how
to interpret it. Thus, no standardization is enforced. However, it is made
available insofar as it is useful to someone. The intend ist to provide a means
for representing and interchanging musical information without constrains
in any way of creative activity.«
Wie in Abbildung 15.5 zu sehen ist, wird in der SMDL die eigentliche Information in
verschiedenen Domänen bzw. Bereichen abgespeichert. Die wichtigste ist die ›logical
domain‹, die in SMDL auch ›cantus‹ genannt wird. In dieser Domäne werden
nur die Informationen über die reinen Noten gespeichert, keine Informationen
über die Art und Weise der Performance und keine über die Art und Weise der
Darstellung. Diese Trennung ermöglicht es dem Nutzer, viele unterschiedliche
Ansichten und Performances aus ein und demselben Code zu generieren. Die
›visual domain‹ sorgt für die Darstellung des Codes, die ›gestural domain‹
schließlich für die Repräsentation. Mit Hilfe der ›analytical domain‹ können
schließlich Analysen durchgeführt werden. Bibliografische Informationen wie z. B.
der Titel, der Name des Komponisten lassen sich in jeder der vier Domänen
abspeichern.
Es existieren Einheiten, in denen die Strukturen gespeichert sind, Elemente, die jedes
einzelne Objekt in der jeweiligen Struktur definieren und Attribute, die den Elementen
bestimmte Eigenschaften zuordnen. Die Informationen werden in HyTime/SMDL,
ähnlich wie in anderen Markup Languages, strukturiert mittels Start- (< note >) und
Endtags (< ∕note >) abgespeichert.
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