- 296 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Bedingt durch diese technischen Konvergenzen ändern sich zurzeit auch die funktionalen und daraus resultierend, natürlich auch die organisatorischen Zusammenhänge. Bereits vor fast zehn Jahren stellte der Editionswissenschaftler Johannes Palme fest:1

1Bibliotheksdienst, Heft 7, 1996, S. 1.

»Hypertext-Technologien werden mittlerweile in einem breiten Spektrum von Anwendungsbereichen eingesetzt, wobei dies teilweise mit oder ohne Mitwirkung von Bibliotheken bei der Informationsstrukturierung und -verwaltung geschieht.
Traditionell bisher getrennte Bereiche der Publikationserstellung, der Informationsvermittlung und der Archivierung verschmelzen miteinander, so daß auch vermittelnde Institutionen, wie Bibliotheken, und die Disziplinen, die sich mit solchen Themen im Rahmen von Forschung und Lehre beschäftigen (auch die Bibliothekswissenschaft), ihren Standpunkt vor diesem Hintergrund neu bestimmen müssen.«

Auf funktionaler Ebene existierte früher eine klare Trennung zwischen Informationsträgern, Kommunikationssystemen, Ausbildungsmaterialien und virtuellen Erfahrungswelten. Heute hingegen werden bedingt durch die funktionale Konvergenz des Weiteren auch ganz neue Möglichkeiten der integrierten Informationsübermittlung eröffnet. Sprache, Daten, Musik, Noten, Bilder und Videos können flexibel miteinander kombiniert und übertragen werden, durch DVDs, CD-ROMs können neue Darstellungsformen von verschiedenen Informationsstrukturen bis hin zu einem interaktiven adaptiven Zugriff auf die gespeicherten Informationen realisiert werden.

Resultierend aus der funktionalen Konvergenz ändern sich auch die organisatorischen Zusammenhänge. Früher gab es eine strikte, sich nun langsam aufhebende Trennung zwischen dem kreativem Schöpfungsprozess, Produktion und Distribution mit ganz klar abgegrenzten Aufgabenbereichen. Dies soll an einem kurzen Beispiel aus der Musikwirtschaft dargestellt werden.

Früher war jede Band, die ihre Musik auf den Markt bringen wollte, von unterschiedlichen Personen bzw. Institutonen und Firmen, wie z. B. dem Produzenten, der Plattenfirma etc. abhängig. Thomas Fischermann berichtet in seinem Artikel »Robbie mit Haut und Haaren – Die Konzerne jagen Raubkopierer – doch ihr Problem sind die Musiker«2

über neue alternative Vertriebsformen am Beispiel der Band Pearl Jam: »Kurz gesagt, braucht Pearl Jam einfach keinen traditionellen Plattenvertrag mehr.« Vielmehr wird hier über neue Vertriebswege nachgedacht. Neue Vertriebswege schlägt auch die Band Marillion ein:3

»Seit der Jahrtausendwende lassen sie [Marillion; Anm. des Verfassers] sich ihre Alben von den Fans vorfinanzieren. Diese schicken Geld, erfahren dafür alle paar Wochen per E-Mail Neuigkeiten aus dem Aufnahmestudio und erhalten das Album am Ende per Post. Nach Angaben der Band ist die Gewinnspanne gewaltig: zwölf Pfund pro Album, verrät der Keyboarder Mark Kelly. Zum Schrecken der Musikindustrie behauptet die Band, dass sie heute


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