Bedingt durch diese technischen Konvergenzen ändern sich zurzeit auch die funktionalen
und daraus resultierend, natürlich auch die organisatorischen Zusammenhänge.
Bereits vor fast zehn Jahren stellte der Editionswissenschaftler Johannes Palme
fest:1
Bibliotheksdienst, Heft 7, 1996, S. 1.
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»Hypertext-Technologien werden mittlerweile in einem breiten Spektrum
von Anwendungsbereichen eingesetzt, wobei dies teilweise mit oder ohne
Mitwirkung von Bibliotheken bei der Informationsstrukturierung und
-verwaltung geschieht.
Traditionell bisher getrennte Bereiche der Publikationserstellung, der
Informationsvermittlung und der Archivierung verschmelzen miteinander, so
daß auch vermittelnde Institutionen, wie Bibliotheken, und die Disziplinen,
die sich mit solchen Themen im Rahmen von Forschung und Lehre
beschäftigen (auch die Bibliothekswissenschaft), ihren Standpunkt vor
diesem Hintergrund neu bestimmen müssen.«
Auf funktionaler Ebene existierte früher eine klare Trennung zwischen Informationsträgern,
Kommunikationssystemen, Ausbildungsmaterialien und virtuellen Erfahrungswelten.
Heute hingegen werden bedingt durch die funktionale Konvergenz des Weiteren auch
ganz neue Möglichkeiten der integrierten Informationsübermittlung eröffnet. Sprache,
Daten, Musik, Noten, Bilder und Videos können flexibel miteinander kombiniert und
übertragen werden, durch DVDs, CD-ROMs können neue Darstellungsformen von
verschiedenen Informationsstrukturen bis hin zu einem interaktiven adaptiven Zugriff auf
die gespeicherten Informationen realisiert werden.
Resultierend aus der funktionalen Konvergenz ändern sich auch die organisatorischen
Zusammenhänge. Früher gab es eine strikte, sich nun langsam aufhebende Trennung
zwischen dem kreativem Schöpfungsprozess, Produktion und Distribution mit ganz klar
abgegrenzten Aufgabenbereichen. Dies soll an einem kurzen Beispiel aus der
Musikwirtschaft dargestellt werden.
Früher war jede Band, die ihre Musik auf den Markt bringen wollte, von unterschiedlichen
Personen bzw. Institutonen und Firmen, wie z. B. dem Produzenten, der Plattenfirma
etc. abhängig. Thomas Fischermann berichtet in seinem Artikel »Robbie mit Haut
und Haaren – Die Konzerne jagen Raubkopierer – doch ihr Problem sind die
Musiker«2
über neue alternative Vertriebsformen am Beispiel der Band Pearl Jam: »Kurz gesagt,
braucht Pearl Jam einfach keinen traditionellen Plattenvertrag mehr.« Vielmehr wird hier
über neue Vertriebswege nachgedacht. Neue Vertriebswege schlägt auch die Band Marillion
ein:3
»Seit der Jahrtausendwende lassen sie [Marillion; Anm. des Verfassers] sich
ihre Alben von den Fans vorfinanzieren. Diese schicken Geld, erfahren dafür
alle paar Wochen per E-Mail Neuigkeiten aus dem Aufnahmestudio und
erhalten das Album am Ende per Post. Nach Angaben der Band ist die
Gewinnspanne gewaltig: zwölf Pfund pro Album, verrät der Keyboarder
Mark Kelly. Zum Schrecken der Musikindustrie behauptet die Band, dass
sie heute |