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Rollenfilm als Tageslichtpackung (George Eastman, Firma Kodak, 1894) und der 1937 von gleichnamiger Firma auf den Markt gebrachte Agfacolor-Film.

Mit der Fotografie existierte nun ein Verfahren, das den damaligen Wunsch nach Bildern deutlich besser befriedigen konnte als die Druckgrafik. Zunächst war es jedoch zum einen noch schwer, Fotoabzüge mit dem gedruckten Wort in Büchern, Berichten oder Zeitungen zu kombinieren. Zum anderen war das Verfahren anfangs sehr aufwendig und vor allem auch teuer. Und so dauerte es eine geraume Zeit bis das Verfahren ›massentauglich‹ wurde.

Die Erfindung der Fotografie bildet zugleich die Grundlage für moderne Reproduktionstechniken. Eine dieser Techniken ist zum Beispiel die Reproduktionsfotografie, ohne die viele industrielle Druckverfahren gar nicht möglich wären. Bei diesem Verfahren werden mit Hilfe einer großen Reproduktionskamera Negative und Diapositive nach Vorlagen hergestellt. Die Produktion von Rasternegativen für den Hochdruck nennt man auch Autotypie, die Herstellung von Rasterdiapositiven für den Flachdruck auch Fotolithographie. Für den Farbendruck werden mit Hilfe der Reproduktionsfotografie mit Filtern Farbauszüge angefertigt.

Das Wort Autotypie setzt sich aus den griechischen Wörtern αυτo (selbst) und τιϕoς (Abdruck) zusammen. Die Autotypie wurde im Jahr 1882 von dem Grafiker Georg Meisenbach erfunden. Bei diesem Verfahren werden Bildvorlagen fotomechanisch in Rasterpunkte zerlegt. Dabei wird in die Reproduktionskamera nur wenige Millimeter vor der fotografischen Aufnahmeschicht ein Kreuzraster eingesetzt. Mit sehr hellen Bogenlampen wird die Vorlage schließlich belichtet. Die hellen Flächen, die im Vergleich zu den weniger hellen wesentlich mehr Licht reflektieren, werfen Lichtkegel zurück, die sich deutlich mehr überschneiden als die der dunkleren Flächen. Folglich entstehen hier nur ganz kleine Rasterpunkte. Bei den dunklen Flächen entsprechend größere. Im Entwickler werden schließlich die belichteten Silbersalze geschwärzt und die unbelichteten beim Fixieren ausgeschwämmt. Nach dem Fixieren erhält man so ein Negativ, das sich nur noch aus einzelnen Punkten zusammensetzt.

Den eigentlichen Träger des Druckstockes bildet eine plangeschliffene Zinkplatte, die mit einer lichtempfindlichen Blaulackschicht überzogen ist. Das Negativ wird vor die Platte in einen Rahmen gespannt und schließlich belichtet. Dadurch erfolgt eine Gerbung der Schicht und die belichteten Stellen werden säurefest. Bei der Anätzung im Säurebad werden auch die dunklen Stellen leicht aufgehellt. Im nächsten Schritt werden diese abgedeckt und die etwas helleren Flächen werden geätzt, die danach auch wiederum abgedeckt werden etc. Nach mehreren Prozessen ist dann die Autotypie fertig. Statt von Hand zu ätzen, benutzt man heute Ätzmaschinen. Das abwechselnde Abdecken und Ätzen erfolgt hier durch ein Gemenge aus einer ätzenden und einer erhaltenden Flüssigkeit, das jeweils aus einer bestimmten Richtung mit hohem Druck gegen die Platte gespritzt wird.

Dieses Verfahren wird z. B. bei Buchillustrationen oder im Zeitungsdruck verwendet. Erkennen kann man es bei genauer Betrachtung eines Bildes am Raster der verschieden großen Punkte. Dabei sind aber alle Punkte gleichmäßig schwarz. Der Eindruck von unterschiedlicher Helligkeit bzw. Halbtönen entsteht lediglich durch die Größe und den Abstand der Punkte. Dunkle Stellen bestehen aus breiteren, dicht zusammengedrückten Punkten, helle Stellen bestehen aus kleinen, spitzen


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