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wurde sind z. B. das Flugblatt, die Buchillustration, die Pressezeichnung, die Karikatur oder die Fotografie. Nach der Darstellung der Ursprünge der Grafik soll nun insbesondere auf die für den Publishing-Bereich eine große Rolle spielende Weiterentwicklung der Gebrauchsgrafik eingegangen werden.

4.3.  Gebrauchsgrafik nach 1800

Die Fotografie stellt einen sehr wichtigen Bereich der Grafik dar. Sie nimmt sogar einen so großen Stellenwert ein, dass sie »wie die Druckgrafik als eine eigene Kunstgattung« gelten müsste, »die längst museumswürdig und auktionsfähig geworden ist.«20

Da sich die vorliegende Arbeit aber nicht mit der Kunstfotografie beschäftigt, ist sie in unserem Bezug doch eher dem Bereich Grafik zuzuordnen. Gerade auch weil sie zur Voraussetzung der modernen Reproduktionstechnik wurde. Autotypie, Lichtpauseverfahren oder sogar die Xerografie sind Verfahren, die ohne die Fotografie gar nicht möglich wären.

Das Wort Fotografie setzt sich aus den griechischen Wörtern φoς (Licht) und γραφειν (einritzen, schreiben) zusammen. Bei der Fotografie handelt es sich um ein Verfahren zur Abbildung von Gegenständen. Dabei wird die Einwirkung der von den Gegenständen reflektierten Lichtstrahlen auf eine lichtempfindliche Schicht genutzt. Die lichtempfindliche oder auch fotografische Schicht besteht aus Halogensilber, welches zusammen mit Gelatine auf einen durchsichtigen Schichtträger (Glas oder Film) aufgetragen ist. Die fotografische Schicht ist hinsichtlich der Faktoren Lichtempfindlichkeit, Auflösungsvermögen, Farbempfindlichkeit, und Gradation (Härte des Bildes) beeinflussbar. Sie wird durch die Belichtung entweder direkt in der Kamera oder unmittelbar als ›Kontaktkopie‹ so verändert, dass beim Eintauchen in die Flüssigkeit zum Entwickeln das Halogensilber zu metallischem Silber reduziert wird. Dadurch wird das vorher unsichtbare, nur latent zu sehende Bild sichtbar. Im Fixierbad werden schließlich die unbelichteten Teile der Schicht entfernt und im anschließenden Wasserbad die Fixierbadsubstanzen ausgeschwämmt, so dass das Bild nun lichtbeständig ist. Bei dem so gewonnenen Bild handelt es sich um ein Negativ-Bild, das den Gegenstand seitenverkehrt und mit vertauschten Tonwerten abbildet. In einer nochmaligen Umkehrung entsteht dann durch Kopie oder Vergrößerung auf Fotopapier das seiten- und tonwertrichtige Positiv. Mit Hilfe so genannter ›Umkehrfilme‹ lassen sich aber auch direkt Positive erzeugen.

Das erste Foto stellte Joseph Nicéphore Niepce 1822 mit einer Camera obscura nach dem Asphaltverfahren21

21Niepce benutzte zunächst eine Lösung aus Asphaltlack (braunschwarzes lichtempfindliches Erdpech, das wegen seiner Beständigkeit gegenüber Säuren als Abdeckschicht (›Ätzgrund‹) im Tiefdruck verwendet wird), die bei dünnem Auftrag lichtempfindlich ist. Bei einer langen Belichtungszeit werden die belichteten Stellen gehärtet, die unbelichteten können dann im Entwicklerbad mit Terpentin oder Petroleum ausgewaschen werden. Dieses Verfahren wird heute allerdings wegen der sehr schwachen Lichtempfindlichkeit des Lacks nicht mehr angewendet.
her. Weiterentwicklungen waren u. a. die Positivaufnahme auf einer Silberplatte mit lichtempfindlicher Jodsilberschicht (Louis Jacques Mandé Daguerre 1837), die Negativ-Fotografie auf Papier (Fox Talbot 1839), der

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