- 54 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (53)Nächste Seite (55) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Das, was den Zeichentrickfilm zur damaligen Zeit aber am meisten revolutioniert hat, war das Patent von Earl Hurd. Er ließ sich die Idee patentieren, den Hintergrund stationär zu lassen, die Figuren auf Zelluloid zu zeichnen, um diese dann über den Hintergrund zu legen. Auf dem durchsichtigen Zelluloid konnten auch Farbunterschiede angebracht werden, so dass die Objekte vor dem Hintergrund reliefmäßig erschienen. Hurd selbst schrieb in seiner Patentanmeldung:7

7Hurd zitiert nach [Maltin(1980), S. 9].

»I believe I am the first to employ a transparent sheet or a plurality of transparent sheets in conjunction with a background which is photographed therethrough upon the negative film […]
I prefer to paint the figures of the background in strong blacks and whites upon a medium dark grey paper and when the transparent sheet carrying the movable objects is placed over this gray tone of background, the objects on the transparent sheet appear to stand out in relief, giving what may be termed a ›poster effect.‹«

Während Hurd und Bray ihre Animationsmethoden immer weiter verfeinerten, arbeiteten Max und Dave Fleischer an einer Entwicklung, die sie sich nachher als Rotoscope8

8Bei dem Rotoscope handelt es sich um »a machine made to project film images frame by frame onto the surface of a drawing board. The image is traced onto animation paper, and used by the animator to achieve lifelike movement.« Zitiert nach [Culhane(1988), S. 327], vgl. auch [Maltin(1980), S. 80].
patentieren ließen. Weitere Erfindungen waren u. a. das ›peg system‹9
9Das ›Stecktafelsystem‹ wurde von dem Kanadier Raoul Barré entwickelt. Hier handelt es sich um ein System, mit dem man die Zeichnungen folgerichtig hintereinander registrieren konnte.
, das ›slash system‹10
10Das ›Schlitzsystem‹ wurde ebenfalls von Barré entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine Variante von Brays Methoden, in der das bemalte Papier an seinen Trennungslinien eingeschnitten wurde, damit man zwischen festem Hintergrund und beweglichen Teilen unterscheiden konnte. Vgl. [Maltin(1980), S. 11].
und die Entdeckung Bill Nolans. Dieser zeichnete den Hintergrund auf lange Blätter, die dann unter dem Charakter durchgezogen werden konnten und so – auch wenn sich der Charakter auf der Stelle bewegt – den Eindruck einer horizontalen oder auch vertikalen Bewegung erzeugten.

Schnell wurde auch die Zahl der Produzenten, die genau wie die Zeichner auch aus dem Bereich der Printmedien kamen, immer größer, da sie die Chance witterten, mit den gefilmten Versionen ihrer Comic-Strips Geld zu verdienen. In New York etablierten sich drei große Zeichentrickstudios: das von Raoul Barré, das von John Randolph Bray und zuletzt das des Zeitungsgiganten William Randolph Hearst (Hearst International), in dem die bekannten Filme ›Krazy Kat‹ (1916), ›Katzenjammer Kids‹ (1916) sowie ›Happy Hooligan‹ (1917) entstanden.

William Randolph Hearst produzierte zur gleichen Zeit auch die allwöchentlich erscheinende Wochenschau. Gemeinsam mit dieser wurden seine Zeichentrickkurzfilme (auch Shorts genannt) neben der Wochenschau, realen Kurzfilmen und/oder manchmal auch realen Live-Einlagen fester Bestandteil des Vorprogramms amerikanischer Kinosäle.11

11Vgl. [Wiese(2002), S. 7] und [Lenburg(1999), S. 5].
In den Studios war es aufgrund der großen Nachfrage und des wöchentlichen Erscheinens notwendig, mehr zu produzieren. Demzufolge entstand ein großer Bedarf an qualifizierten Zeichnern, von denen es allerdings nicht genug gab:12
12Zitiert nach [Maltin(1980), S. 15–16]


Erste Seite (i) Vorherige Seite (53)Nächste Seite (55) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 54 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium