- 53 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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dieser Stelle sei schon darauf hingewiesen, dass durch die Digitalisierung und die Möglichkeiten der Computeranimation die beiden Stränge Trickfilm und Film wieder miteinander verschmelzen. Auf diese Konvergenz wird allerdings erst in Teil II der vorliegenden Arbeit eingegangen. Des Weiteren wird in diesem Kapitel noch auf das Fernsehen (Abschnitt 5.3) sowie in Abschnitt 5.4 auf die Entwicklung der analogen Speicherung von Fernsehbildern (Video) eingegangen.

5.1.  Animation im Trickfilm

»Die Animation ist ein grenzenloses Medium und alles ist möglich, mit Zeit, Geräten und Gedanken.«5

5[Maltin(1980), S. 592].

Liest man die Überschrift dieses Abschnittes, so denkt man bei dem Wort Animation wahrscheinlich zuerst an die modernen Hollywoodfilme – z. B. ›Matrix‹ (1999ff.; R.: The Wachowski Brothers) oder ›Herr der Ringe‹ (2000ff.; R.: Peter Jackson)– mit ihren Computer-Animationen und Effekten. Dass die Animation aber eigentlich schon vor hundert Jahren in Form des Trickfilms erfunden wurde, gerät leicht in Vergessenheit. Aus diesem kategorischen Blickwinkel heraus betrachtet, erscheint es logisch, den Trickfilm in die Rubrik ›Animation‹ einzuordnen und nicht in das Kapitel 5.2 zur historischen Entwicklung des Mediums Film.

Als erster Zeichentrickfilm wird in der Literatur oft James Stuart Blacktons Film ›Humorous Phases of Funny Faces‹ (1906) erwähnt. In diesem Film werden Buchstaben, Worte und Gesichter von einer unsichtbaren Hand zum Leben erweckt. Allerdings war der Aufwand zur Erstellung eines richtigen Zeichentrickfilms enorm. Bei sechzehn Bildern pro Sekunde benötigte man annähernd tausend einzelne Bilder, um einen Film von einer Minute Länge herstellen zu können. Der Franzose Emile Cohle und der Amerikaner Winsor McCay produzierten Zeichentrickfilme, die als Grundsteine für alles was nachfolgte gesehen werden können. Der Zeitungscartoonist McCay erwähnte niemals Cohles Arbeit und es ist nicht geklärt, ob er die Möglichkeit hatte, seine Filme wie z. B. ›Drame chez les Fantoches‹ (1908) zu sehen. Nachdem der Kurzfilm ›Little Nemo‹, an dem McCay über vier Jahre lang gearbeitet hatte, 1911 zum ersten Mal gezeigt wurde und einen außerordentlichen Erfolg erzielte, schuf er 1914 auch den ersten wirklichen Zeichentrickstar6

6Vgl. [Wiese(2002), S. 6]. Annette Wiese bietet in ihrer Staatsexamensarbeit ›Zur Musik in amerikanischen Zeichentrickfilmen‹ unter anderem auch einen sehr ausführlichen Überblick über die Entwicklung des amerikanischen Trickfilms. Zudem ist dies eine der ganz wenigen Arbeiten, die sich dem Thema ›Musik im Zeichentrickfilm‹ widmet.
: ›Gertie the Dinosaur‹.

Eine weitere große Rolle in der Entwicklung des Animationsfilms spielt der Cartoonist John Randolph Bray, der 1914 das Patent für einen ›durchscheinenden Hintergrund‹ erhielt. Bei seinem Verfahren wurden mehrere Kopien eines Filmbackgrounds auf durchsichtiges Papier gedruckt, wobei jeweils der Teil, der einer Bewegung unterlag, ausgespart blieb. Dieser konnte dann extra gezeichnet werden. Die durchsichtigen Blätter wurden unter der Kamera übereinander gelegt und erschienen dann als fertige Zeichnung.


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