- 60 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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großen Erfolg: ›Who Framed Roger Rabbit‹ (1988). Dieser Film holte in gewisser Weise die aufwendigen Hollywood-Produktionen der dreißiger und vierziger Jahre zurück auf die Leinwand und auch in den neunziger Jahren wurden wieder viele sehr erfolgreiche und aufwendige Zeichentrickfilme für das Kino produziert wie z. B. ›The little Mermaid‹ (1989), ›Beauty and the Beast‹ (1991), ›Aladin‹ (1992) oder ›Lion King‹ (1994).

Durch den Erfolg im Kino wurden auch im TV Cartoons wieder beliebter, so dass 1992 mit Cartoon Network sogar ein eigener Comicsender ins Leben gerufen wurde und sich Zeichentrickserien wie z. B. ›The Simpsons‹, die erfolgreichste Primetime-Serie aller Zeiten, etablierten.

Auch in Japan erfreute sich der Zeichentrickfilm Ende des 20. Jahrhunderts wieder großer Beliebtheit. Mit dem Anime oder dem Manga-Film, womit lediglich der japanische Zeichentrickfilm gemeint ist, wird vor allem der Name Hayao Miyazaki verbunden. Er führte u. a. Regie in den auch in Amerika und Europa sehr erfolgreichen Filmen ›Prinzessin Mononoke‹ (Japan 1996–1997) oder ›Chihiros Reise ins Zauberland‹ (Japan 2001). Letzterer übertraf an Zuschauerzahlen in Japan sogar ›Titanic‹ und wurde 2002 in Berlin mit dem Silbernen Bären sowie 2003 mit einem Oscar ausgezeichnet.

Mittlerweile werden viele Filme gar nicht mehr per Hand gezeichnet, sondern vollständig auf dem Computer hergestellt. Man spricht hier auch vom Computerfilm, der Computeranimation oder von CG-Filmen (Computergrafik-Filmen). Als erste Computerfilmer werden oft John Withney sen. und Kenneth Knowlton genannt. Withney arbeitete zusammen mit IBM und Knowlton bei den Bell Telephone Laboratories. Hier wurde u. a. auch ›Belfix‹ entwickelt, das erste Computer-Trickfilm-System für Lehrfilme. Als problematisch erwies sich sowohl für Withney als auch für Knowlton das Arbeiten mit Lochkarten und Timesharing-Computern, da die Ergebnisse immer nur indirekt und zeitverzögert betrachtet werden konnten.

Als erster regulärer Computerfilm gilt ein vierminütiger Film von E. E. Zajac, der in den Bell Telephone Labs entstand und die Eigendrehung eines Satelliten darstellt. Lee Harrison III experimentierte als erster mit computergenerierter Charakteranimation und produzierte 1962 ›Mr. Computer Image ABC‹. Dabei nutzte er das Scanimate-System der Computer Image Corporation. Ende der Siebziger Jahre produzierte ein Team im Jet Propulsion Laboratory (JPL) einen 3D-animierten ›Voyager 2‹. Als erste kommerzielle Filmproduktion, die in größerem Umfang Computergrafiken nutzt, gilt Disneys ›Tron‹ (1982). Bis dahin wurde auch auf dem Computer noch Bild für Bild animiert.

1985 schließlich wurden für den Werbespot ›Sexy Robot‹ die Bewegungen eines weiblichen Roboters nicht mehr Bild für Bild animiert, sondern per Motion Capture35

35Beim Motion Capture werden mit Hilfe von Sensoren, die an einen Körper angeschlossen sind, die Bewegungen eines Schauspielers auf eine synthetische Person übertragen. Die Anzahl der Sensoren variiert von 12 bis ca. siebzig. Die ersten Versuche gehen in die frühen achtziger Jahre zurück: um die Winkel von Gelenken zu messen, schloss man Potentiometer an menschliche Körper an. Heutzutage gehen die Versuche mit Motion Capture so weit, dass man versucht, Virtual Celebrities zu animieren. Vgl. auch [Giesen(2003), S. 298 u. 436]
von einer sich bewegenden Darstellerin übertragen. 1989 erhielt John Lasseter, eine treibende Kraft des Computerfilmstudios Pixar, einen Oscar für seinen Kurzfilm ›Tin Toy‹. Aus diesem entwickelte sich sechs Jahre später in Zusammenarbeit

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