5.2.  Kinofilm

Versucht man eine Kategorisierung der Entwicklungsgeschichte des Mediums Film aufzustellen, so stößt man leicht an Grenzen, denn der Versuch einer Einteilung, die über die grobe Einteilung Stumm- und Tonfim hinausgeht, ist oft zum Scheitern verurteilt. »Doch lohnt sich der Versuch einer präziseren Gliederung.«, schreibt der amerikanische Film- und Medienwissenschaftler James Monaco in seinem Buch ›Film verstehen‹ und unterteilt in folgende Perioden:³⁶

• Frühgeschichte: Vorläufer des ›Cinématographen‹ und Herausbildung gewisser Aspekte in anderen Künsten (Fotografie, viktorianisches Melodram etc.), die – im Film angewandt – einen wichtigen Einfluss gewannen
• 1896–1912: Entwicklung von Varieté- und Jahrmarktsattraktion zur selbständigen Wirtschaftsbranche; erste längere Spielfilme
• 1913–1927: Stummfilmzeit
• 1928–1932: Übergangsperiode, die eher technisch und ökonomisch als künstlerisch von Bedeutung ist
• 1933–1946: ›Goldene Ära‹ Hollywoods
• 1946–1959: Herausforderung durch das Fernsehen und die wachsende Internationalisierung
• 1960–1980: Entstehung der Neuen Welle in Frankreich, später auch in Osteuropa, Lateinamerika, Afrika, Asien und schließlich auch in den Vereinigten Staaten und Westeuropa; neue technische Mittel, neue wirtschaftliche Wege der Produktion und ein neues Bewusstsein für die politischen und sozialen Werte des Films
• ab 1980: ›Postmoderne‹; Film als Teil des weitgefächerten Angebots der Unterhaltungs- und Kommunikationsmedien unseres Mediensystems

Diese grobe Einteilung soll im Folgenden mit Beispielen belegt und ausführlicher beschrieben werden.

Der Ursprung der Kinematografie ist in der Reihen- bzw. Chronofotografie zu suchen. 1878 beauftragte der amerikanische Senator Leland Stanford den renommierten englischen Fotografen Eadweard J. Muybridge, einzelne Bewegungsphasen seines Pferdes fotografisch festzuhalten.³⁷