- 62 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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12, dann 24 und schließlich 100 Fotoapparate in sehr geringen Abständen auf. Ausgelöst wurden diese durch das Pferd selbst, welches quer über die Bahn gespannte Kontaktdrähte beim Vorbeirennen einriss.

Weitere Erfindungen die die Reihen- bzw. Chronofotografie vorantrieben waren die ›photographische Flinte‹38

38Eine Erfindung des französischen Arztes und Bewegungsforschers Etienne-Jules Marey. Vgl. dazu [Gronemeyer(1998), S. 18].
sowie der ›elektrische Schnellseher‹ des deutschen Ottmar Anschütz.39
39Ottmar Anschütz erfand ebenso den Schlitzverschluss für extrem kurze Belichtungszeiten sowie das ›Tachyskop‹. Der ›elektrische Schnellseher‹ sollte später zum ›Projektionsschnellseher‹ weiterentwickelt werden. Allerdings kamen ihm die Gebrüder Auguste und Louis Lumière mit der Präsentation ihres deutlich überlegenen Cinématographen vor.
Als einer der wichtigsten Wegbereiter der Kinematographie gilt Thomas Alva Edison. Bei den Versuchen, den Phonographen – den Vorläufer des Grammophons – weiterzuentwickeln, suchte er nach einer Möglichkeit, Tonaufnahmen durch Bilder zu ergänzen und experimentierte als erster mit Zelluloidstreifen. Um einen gleichmäßigen Transport des Streifens mit Hilfe eines Zahnrades zu ermöglichen, perforierte er den Streifen auf jeder Seite mit vier Löchern pro Bild. Mit dieser Perforierung sowie der Festlegung der Streifenbreite auf 35 Millimeter setzte Edison bis heute gültige Standards.

In seinem eigenen Studio ›Black Maria‹40

40Der Name geht auf die Gefängniswagen der amerikanischen Polizei zurück.
produzierte Edison mit seinem Assistenten William Kennedy Laurie Dickson zahlreiche kurze Filme. Unter ihnen war z. B. auch ›Der Kuß‹41
41Hierbei handelt es sich um einen kurzen Streifen, der in Nahaufnahme den ersten Filmkuss zeigt.
(1896), der damals großes Entsetzen auslöste. Um seine Streifen kommerziell zu vermarkten, entwickelte Edison das Kinetoscope. Hierbei handelte es sich um einen Guckkasten, mit dem eine Einzelperson nach Einwurf einer Münze die auf eine kleine Mattscheibe projizierte Filmschleife anschauen konnte. Obwohl Edison seine Erfindungen als Patent anmeldete, schien er aber kein Interesse daran zu haben, ein Gerät zur Projektion von Filmen für ein größeres Publikum zu entwickeln. In Deutschland tat genau dies die Schaustellerfamilie Skladanowsky, in Frankreich die Fotofabrikanten Lumière und in England der Fotograf Birt Acres und der Instrumentenmacher Robert William Paul. »Die Zeit war reif für die Kinematographie, und tatsächlich wurde die Technik der Filmaufnahme und -projektion in den industrialisierten Ländern fast gleichzeitig und fast unabhängig von einander erfunden.«42 Obwohl die erste öffentliche Filmvorführung am 1. November 1895 auf die Familie Skladanowskys zurückgeht, setzte sich schließlich der Cinématograph der Gebrüder Lumière durch. Die Technik des ›Bioskops‹43
43Ausführliche Erläuterungen findet der interessierte Leser in [Gronemeyer(1998), S. 24].
der Skladanowskys war einfach zu komplex und zu anfällig.

Der Cinématograph der Lumières war unterdessen sehr handlich und vor allem alles in einem: Aufnahme-, Kopier- und Abspielgerät. Das Prinzip der Perforation sowie das Format wurde von Edison übernommen. Neu war allerdings die Installation eines Greifers im Inneren der Kamera, durch den der Film ruckartig weitertransportiert wurde. Das Gerät schaffte es schon damals, beachtliche 16 Bilder pro Sekunde aufzunehmen bzw. wiederzugeben.


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