- 95 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (94)Nächste Seite (96) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Zur Veranschaulichung endet der Abschnitt mit der Darstellung der Funktionsweise eines Tonbandgerätes. Der vorliegende Abschnitt zur elektromagnetischen Speicherung wird in Analogie zur Gliederung der vorliegenden Arbeit in Kapitel 12.1, in dem auf die elektromagnetische Speicherung digitaler Daten eingegangen wird, weitergeführt.

Im Jahr 1900 stellte Valdemar Poulsen sein ›Telegraphon‹ auf der Pariser Weltausstellung17

17Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 wurde auch der Dynamo vorgestellt. Der amerikanische Philosoph Henry Adams kniete vor ihm nieder, um der Elektrizität als Gott eines neuen Zeitalters zu huldigen. Vgl. [Prieberg(1980), S. 125]. Des Weiteren befindet sich im Anhang A eine detaillierte Übersicht der technischen Erfindungen von 0–1999.
vor. Die Speicherung erfolgte damals nicht auf einem Magnetband o.ä., sondern auf einem einfachen Stahldraht mit einem Durchmesser von ca. 1 mm. Auf diesem konnten elektromagnetische Impulse gespeichert werden. Übertragen wurden diese, indem der Draht an einem Tonkopf vorbei geführt wurde.

Das erste Tonbandgerät, in dem ein wirkliches ›Band‹ zur Speicherung eingesetzt wurde, ließ sich der Deutsche Fritz Pleumer im Jahr 1928 patentieren. Als ›Band‹ benutzte er einen ca. 16 mm breiten Papierstreifen, der mit pulverisiertem Eisen beschichtet war. Als problematisch erwies sich allerdings, dass die dünnen Papierstreifen leicht rissen. Professionelle Rundfunkanstalten setzten deshalb statt des beschichteten Papierstreifens ein dünnes Stahlband ein. Für den Normalgebrauch war dies aber aufgrund seines hohen Gewichtes nicht zu gebrauchen.

Das erste ›richtige‹ Tonbandgerät18

18Vgl. Abschnitt 6.2.
, das Magnetophon K1, wurde von der Firma AEG 1935 bei der Berliner Funkausstellung vorgestellt – die Firma BASF lieferte dazu das passende Bandmaterial aus Acetylcellulose. Allerdings besaßen die damaligen Bänder ein hohes Bandrauschen, so dass die Geräte für Rundfunkanstalten nicht zu gebrauchen waren.

Das Problem des Bandrauschens konnte erst im Jahr 1940 beseitigt werden, nachdem von den Wissenschaftlern Hans-Joachim von Braunmühl und Dr. Walter Weber in der Reichsrundfunkgesellschaft RRG die ›Hochfrequenz-Vormagnetisierung‹ erfunden wurde.19

19Die beiden Wissenschaftler entdeckten, dass eine Überlagerung der Sprechströme mit einem hochfrequenten Wechselstrom das Grundrauschen um bis zu 30 Dezibel senkte.
1948 wurde in den USA das erste professionelle Studiotonbandgerät eingesetzt. Die ersten brauchbaren Geräte für den Haushalt, wie z. B. das Magnetophon KL15 der Firma AEG, kamen erst in den 50er Jahren in den Verkauf, allerdings zu einem für damalige Verhältnisse enorm hohen Preis von ca. 600–700 DM. Nachdem man 1943 bereits mit einer Stereoaufnahme experimentiert hatte, kam im Jahr 1949 das erste Stereo-Tonband auf den Markt. 1952 präsentierte die Firma Loewe Opta mit dem ›Optaphon‹ eine Kombination aus Schallplattenspieler und Tonbandgerät. Zur tönenden Legende wurde schließlich das 1953 von der Firma Grundig vorgestellte Koffer-Tonbandgerät TK 9.

Schnell hielt die neue Technik auch Einzug in die Kinos. Benutzte man anfangs mechanische (vgl. Abschnitt 6.1) und später optische Ton-Verfahren (vgl. Abschnitt 6.3), stellten das elektromagnetischen Verfahren ihnen gegenüber eine eindeutige Klanqualitätsverbesserung dar. Zur Aufnahme und Weiterverarbeitung (Mischen und Schneiden) des Tons verwendet man seit 1950 ausschließlich Magnetbänder, so dass das Lichtton-Verfahren nur noch im letzten Schritt der Produktion – der


Erste Seite (i) Vorherige Seite (94)Nächste Seite (96) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 95 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium