- 36 -epOs Verlag Osnabrück - epOs-Music - Humor in der Musik - Geschichten, Essays, Satiren 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (35)Nächste Seite (37) Letzte Seite (180)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

- 3 - Herbert Rosendorfer, Die Karriere des Waldweibel-Hostelli


besonders penetranten chromatischen Läufen. Am dritten Samstag, der so begann, bekam Waldweibel einen Tobsuchtsanfall und warf eine Bierflasche an die Wand. Darüber beschwerte sich nun Sagasser, und zwar mit Erfolg. Bierflaschenwerfen, so stand in einem ernsten Brief der Hausverwaltung an Waldweibel, sei keine Hausmusik und daher in der Wohnung weder nach acht Uhr an Werktagen noch überhaupt gestattet.

Das brachte Florenzo auf einen Gedanken. Er kaufte sich ein Waschbrett und rasselte darauf mit einem Kleiderbügel, sobald sein Nachbar zu üben begann. Leider mußte Florenzo bald erkennen, daß der Lärm, den er mit seinem Waschbrett erzeugte, dem pianistischen Üben seines Nachbarn nicht gewachsen war. Er nahm deshalb im Geschäft eine große, feste Pappschachtel mit, auf die er das Waschbrett band. Das Ergebnis war schon besser, befriedigte aber immer noch nicht. Daraufhin nahm Waldweibel eine Kiste, dichtete die Fugen ab und schnitt Schallöcher hinein. In den Deckel der Kiste ließ er das Waschbrett ein. Wenn nun Florenzo darüberstrich, klang es ungefähr so, wie man sich das ferne Heulen einer gefolterten Elefantenherde vorstellt.

Wieder beschwerte sich Sagasser, diesmal ohne Erfolg, denn Waldweibel erklärte seinen Lärm gleichfalls für Musik und verwies, diesmal zu seinen Gunsten, auf die entsprechenden Paragraphen der Hausordnung, in denen von keinem bestimmten Instrument die Rede war.

Ermuntert durch den Erfolg, schaffte sich Waldweibel eine noch größere Kiste und ein zweites, gröberes Waschbrett an. Dadurch, daß er eine rostige Kette rund um die Kiste befestigte, konnte er einen zusätzlichen, sehr befriedigenden Lärmeffekt erzielen.

Tags darauf fand Waldweibel neben den Mülltonnen den großen, verrosteten Deckel eines Waschkessels. Seine Wölbung ließ sich bequem mit dem Fuß eindrücken und gab beim Zurückschnellen einen ohrenbetäubenden Knall.

Große Freude bereitete Waldweibel die Entdeckung, daß eine Metallkugel, in einem bauchigen Glaskrug mit hoher Geschwindigkeit zum Rotieren gebracht, ein alles durchdringendes Kreischen erzeugte.

Das Arsenal seiner Lärmrevanche gegen den Pianisten Sagasser lag und stand stets griffbereit Kaum daß Sagasser bei Waldweibels nachbarlicher Anwesenheit einen Ton seines Klaviers rührte, stürzte Waldweibel zu seinem Instrumentarium und hörte nicht eher auf mit seinem höllischen Lärm,


Erste Seite (1) Vorherige Seite (35)Nächste Seite (37) Letzte Seite (180)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 36 -epOs Verlag Osnabrück - epOs-Music - Humor in der Musik - Geschichten, Essays, Satiren