aus: Ketil Bjørnstad, Vindings Spiel »Clair de Lune« Als ich das Podium betrete, merke ich, wie sich die Begeisterung im Saal legt, ähnlich einem Ballon, der nach einem Flug mit fröhlichen Menschen gelandet ist, und es gibt weder Gas noch Flamme, um den Ballon in der Luft zu halten. Die Aula verwandelt sich in einen traurigen Ort, wo Hunderte Quadratmeter Stoff im Gras ausgebreitet sind, wo die Wirklichkeit wieder vertäut wird, wo alle wissen, daß die Reise zu Ende ist. Ein neuer Finalist sitzt still am Flügel. Das bin ich. Aksel Vinding. Spiel sie in Trance, Aksel. Ich klammere mich an diese Worte. Die Worte meiner Angebeteten. Diese Worte, die sie eher aus Versehen gesagt hat, die uns nun verbinden. Ich hatte die Reserviertheit des großen Tieres namens Publikum gespürt. Etwas Sensationelles war eben unter Munchs »Sonne« passiert. Das Publikum hatte bekommen, was es wollte. Und nichts ist schlimmer als ein müdes, sattes Publikum. Man möchte jetzt nach Hause gehen. Man überlegt, was man zu Abend essen könnte. Einige husten, ohne es böse zu meinen. Die meisten sind Angehörige, ein Begriff, den ich mit Krankheit, Unglück und Tod verbinde. Aber bei diesem Wettbewerb geht es ja um Krankheit, Unglück und Tod. Und um Triumph. Für den einen, der gewinnt. Ich sitze still am Flügel und höre all die Geräusche des Publikums. Da ein Aufstoßen in der zweiten Reihe, dort hustet ein Mann in der vierten. Faulende Körper, denke ich, die in diesem Saal zusammengebracht wurden, weil je-
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